
why do you do what you do. fataler satz, gelesen in einer newsletter aus dem irgendwoher und ich, häää??? an mich selber gerichtet, das ist schon ziemlich komplex, muss nicht die halbe welt befragen oder etwa nur die wahlkandidaten oder die präsidenten und sonstige Macht haber oder die nachbarskatze, da scheint es einfach, instinkt, heisst es dann. Gregory Bateson befragt von seiner tochter: Was ist instinkt, papa?, antwortete, das ist ein WORt, mein Kind. also ich selber und nun inquisitioniere ich jeden einzelnen der Schritte, die ich heute Morgen getan, inklusive meiner hörerlebnisse am geöffneten fenster beim schreiben, also taubengurren, elstergekecker, Schwalbenschwirren. warum schreibe ich alles klein, ja, warum eigentlich, das meiste ist routine und gewohnheit, wie gähnen bei neueren filmen oder neuester deutscher literatur. darf man das sagen? ich vermeide jegliche wendungen, die gender relevant sein könnten, warum? manche dinge scheue ich wie der teufel das weihwasser, sprichwörtlich. mene tekel. also kreise ich um das warum wie die katze um den heisen brei topf. warum stehe ich heute, ausgerechnet heute, so früh auf, ich habe einen termin um acht uhr angesetzt und wache pünktlich auf mit dem weckerklingeln um sieben (also mitten in der nacht), der reinste terror übrigens, mitten aus meinem traum gerissen oder fing der erst an mit dem weckerklingeln und lief darauf zu, zeitumgekehrt, jedenfalls wachte ich danach wieder um sieben uhr achtunddreissig auf und nun, zackzack ins bad und anziehen und café und schuhe, wo ist der verdammte schlüssel und zwei ungleiche socken und welches hemd und jacke oder nicht jacke das ist hier die frage und also sondieren, es ist frisch und wolken ziehen auf und also jacke und hinaus und gehen, aber rasch, und schneller. also warum tue ich dinge und tue andere nicht. von der frage wird mir schwül, naja, auch die frage, ob ich nicht doch, auch, schwul sei, also an allem interessiert, hat sich auch schon immer gestellt, aber das steht hier eben nicht zur debatte, es ist im übrigen kein gegenstand von debatten, aber sein oder nicht sein. dabei ist mir werden lieber, also im fluss, die ganze zeit, aber nie in demselben, aber am selben ufer, von der anderen seite aus gesehen, ist meine handlungsweise fragwürdig. reflektiert oder impulsiv, aber von welcher beschaffenheit die impulse. ja, stress spielt eine rolle, selbst erzeugt, natürlich, oder sagen wir kindheitstraumata, später rekapituliert, relapse sozusagen, demnach frust als handlungsmotiv oder revenge, gegen mich selber, wegen versagen, damals oder gestern. scheitern, überhaupt, als handlungsanleitung, äh, motiv.

ich gehe schneller, bewege mich zielstrebig auf mein ziel zu, an einem interessanten hauseingang (schwebende treppenstufen, heller stein, grosszügig) vorbei, an weissen, strahlenden blumenköpfen, ich, in den hortensien, efeubewachsene hausfassaden oder sind es weinranken, jedenfalls gutes isolationsmaterial! die schuhe schmerzen nicht mehr, äh, die füsse wie vorgestern noch! dann strasse, autos, kreuzung, kinder mit eltern, haufenweise, letzter schultag, ich gehe, noch schneller und da, da, ist das ziel, erreicht. ich bin eben gerne pünktlich. why? pünktlichkeit ist eine form der höflichkeit? es gibt einfach dinge im leben, die ich, persönlich, als unhinterfragbare (ich lasse mir das adjektiv auf der zunge zergehen) urphänomene betrachte.

bei manchen gelegenheiten bin ich gerne unpünktlich, weil es peinlich ist als erster zu erscheinen und dann verlegen herum zu stehen (gequältes lächeln, small talk, mit panikanflügen, was sage ich um himmelswillen als nächstes, thema? thema? was stand in der zeitung: deshalb erscheine ich auf parties erst dann, wenn das getriebe in vollem gange und sehr laut ist, so dass verbale bekundungen sich von selbst erübrigen und kein bedauern über den klimawandel nötig ist. frage: wie bereitet man sich am besten (?) auf den klimawandel vor? falsche frage? ich gehe zu fuss, sage ich, wenn ich mich im korrekten denken verheddert habe, das hilft immer als ausweg)

Stern* hat soeben Morrison, die kleinstadt, in der er totengräber (croque-mort) war, immer in schwarz wie ein deprimierter rabe und also keineswegs amüsiert, sondern todernst, verlassen, nach einem chaotischen showdown, vom regen in die sternsche traufe.
Aki Kuroda: „octopus thinking“**
bei einigen dingen habe ich die bewusstseinsfrage WHY noch immer nicht geklärt. unbewusste motive, überhaupt unbewusst, wie morgens früh um sieben uhr achtunddreissig kopfüber in den tag und schütteln, schütteln, weil es spass macht? unerhört, als motiv, meine ich.

- Stern, L’Ouest, le Vrai. Frédéric et julien Maffre. Dargaud 2019
- Interview in: Tempura N°14, Le silence est d’art
- die fettnäpfe I bis III harren der publickation