abendrunde, nachrichten, …

schweigen. es scheint so zu sein, dass schweigen angebracht ist. ich kann mich erinnern (?), dass ich als kleinkind in der wiege die luft angehalten habe, um besser zu hören, ob endlich jemand kommt. darum geht es gerade nicht, ob jemand kommt, der retter oder die retterin. es ist meistens ein mann. ich warte auf keinen, sehe nur das gedrängel um den posten. tatsächlich geht es um hören, zuhören, was gesagt wird. nicht zufällig sind die bellizisten am reden, man muss den krieg vorbereiten, sagen sie, si vis pacem, para bellum, frieden schaffen mit mehr waffen; sie sagen reindustrialisierung und meinen die waffenindustrie. europäïsche streitkräfte, sagen sie. aber wer soll sie führen. ratlosigkeit in der gesprächsrunde. gesprächsrunden der art oder kommentare im gleichen stil zur besten sendezeit multiplizieren sich.

der kommunikationskorridor ist auch in diesem falle eng, die hauptstandpunkte stehen fest, wer ausserhalb des korridors argumentiert, ist nicht eingeladen. das feindbild steht ebenso betonmässig und wird täglich ausgebaut. der feind liefert selber genug baumaterial. lässt opponenten liquidieren, inszeniert gerichtsfarcen, unterdrückt unliebsame meinungen, lässt menschen, die blumen niederlegen zusammen knüppeln oder verhaften, führt krieg, besetzt gebiete.

für pazifisten ist das eine harte nuss.

demokratie und menschenrechte. die verteidigen wir. überall und entschieden. deshalb liefern wir waffen. sagen sie. wenn jemand sagt, wir haben doch auch einen opponenten, der weggesperrt ist und ausgeliefert werden soll. er habe gewisse geheimisse veröffentlicht und die sicherheit in gefahr gebracht, sagen sie, das ist nun eine ganz andere geige, das missverstehen sie und sie verwechseln was.

Gaza, das sei nun etwas ganz ganz anderes. das könne man nicht vergleichen. händeringendes klauben nach rechtfertigungen. der meinungskorridor ist in dem fall noch enger. was nicht alles draussen vor gelassen wird, die geschichte beginnt erst im oktober letzten jahres. und das, was jetzt passiere, vor sich gehe, getan werde, sei wiederum etwas ganz anderes.

ich habe noch nie so viele leute reden hören, die sich ihrer perspektive sehr sicher sind. ohne zweifel, sagen sie. das ist einfach so. ich bin froh, dass das fernsehen nIcht interaktiv ist und jeder aufmerksame zuschauerblick noch unverdächtig. man müsste sich nicht allzu viel mühe geben, um in meinem mienenspiel meine gedanken zu lesen. die wissen es, denke ich. die sind sich ganz sicher, dass sie es wissen, hunderprozentig, was sage ich, hundertfünfzigprozentig.

ist es völlig altmodisch geworden, sich selber gegenüber einen kleinen, wenigstens einen kleinen vorbehalt zu haben, einen leisen zweifel, der ausstrahlt.

aber gilt das nicht für alle? ich höre empörtes gemurmel, die wahrheit, die gerechtigkeit, das menschenrecht, das kriegsverbrechen. Jemand, der schon ausserhalb des meinungskorridors steht und nicht mehr eingeladen wird, sieht das genozidale auch in der vertreibung von bevölkerung. man müsste doch darüber reden können, denke ich. nein, kann man nicht.

irgendwann kommt beim zuhören eine gewisse ohnmacht auf, eine hilflosigkeit, die sich aufs zuhören auswirkt. aber, denkt man und verstummt; das ist doch, denkt man und führt den satz nicht weiter. genug, sagt man und schaltet den fernseher aus.

fettnapf IV***

why do you do what you do. fataler satz, gelesen in einer newsletter aus dem irgendwoher und ich, häää??? an mich selber gerichtet, das ist schon ziemlich komplex, muss nicht die halbe welt befragen oder etwa nur die wahlkandidaten oder die präsidenten und sonstige Macht haber oder die nachbarskatze, da scheint es einfach, instinkt, heisst es dann. Gregory Bateson befragt von seiner tochter: Was ist instinkt, papa?, antwortete, das ist ein WORt, mein Kind. also ich selber und nun inquisitioniere ich jeden einzelnen der Schritte, die ich heute Morgen getan, inklusive meiner hörerlebnisse am geöffneten fenster beim schreiben, also taubengurren, elstergekecker, Schwalbenschwirren. warum schreibe ich alles klein, ja, warum eigentlich, das meiste ist routine und gewohnheit, wie gähnen bei neueren filmen oder neuester deutscher literatur. darf man das sagen? ich vermeide jegliche wendungen, die gender relevant sein könnten, warum? manche dinge scheue ich wie der teufel das weihwasser, sprichwörtlich. mene tekel. also kreise ich um das warum wie die katze um den heisen brei topf. warum stehe ich heute, ausgerechnet heute, so früh auf, ich habe einen termin um acht uhr angesetzt und wache pünktlich auf mit dem weckerklingeln um sieben (also mitten in der nacht), der reinste terror übrigens, mitten aus meinem traum gerissen oder fing der erst an mit dem weckerklingeln und lief darauf zu, zeitumgekehrt, jedenfalls wachte ich danach wieder um sieben uhr achtunddreissig auf und nun, zackzack ins bad und anziehen und café und schuhe, wo ist der verdammte schlüssel und zwei ungleiche socken und welches hemd und jacke oder nicht jacke das ist hier die frage und also sondieren, es ist frisch und wolken ziehen auf und also jacke und hinaus und gehen, aber rasch, und schneller. also warum tue ich dinge und tue andere nicht. von der frage wird mir schwül, naja, auch die frage, ob ich nicht doch, auch, schwul sei, also an allem interessiert, hat sich auch schon immer gestellt, aber das steht hier eben nicht zur debatte, es ist im übrigen kein gegenstand von debatten, aber sein oder nicht sein. dabei ist mir werden lieber, also im fluss, die ganze zeit, aber nie in demselben, aber am selben ufer, von der anderen seite aus gesehen, ist meine handlungsweise fragwürdig. reflektiert oder impulsiv, aber von welcher beschaffenheit die impulse. ja, stress spielt eine rolle, selbst erzeugt, natürlich, oder sagen wir kindheitstraumata, später rekapituliert, relapse sozusagen, demnach frust als handlungsmotiv oder revenge, gegen mich selber, wegen versagen, damals oder gestern. scheitern, überhaupt, als handlungsanleitung, äh, motiv.

ich gehe schneller, bewege mich zielstrebig auf mein ziel zu, an einem interessanten hauseingang (schwebende treppenstufen, heller stein, grosszügig) vorbei, an weissen, strahlenden blumenköpfen, ich, in den hortensien, efeubewachsene hausfassaden oder sind es weinranken, jedenfalls gutes isolationsmaterial! die schuhe schmerzen nicht mehr, äh, die füsse wie vorgestern noch! dann strasse, autos, kreuzung, kinder mit eltern, haufenweise, letzter schultag, ich gehe, noch schneller und da, da, ist das ziel, erreicht. ich bin eben gerne pünktlich. why? pünktlichkeit ist eine form der höflichkeit? es gibt einfach dinge im leben, die ich, persönlich, als unhinterfragbare (ich lasse mir das adjektiv auf der zunge zergehen) urphänomene betrachte.

bei manchen gelegenheiten bin ich gerne unpünktlich, weil es peinlich ist als erster zu erscheinen und dann verlegen herum zu stehen (gequältes lächeln, small talk, mit panikanflügen, was sage ich um himmelswillen als nächstes, thema? thema? was stand in der zeitung: deshalb erscheine ich auf parties erst dann, wenn das getriebe in vollem gange und sehr laut ist, so dass verbale bekundungen sich von selbst erübrigen und kein bedauern über den klimawandel nötig ist. frage: wie bereitet man sich am besten (?) auf den klimawandel vor? falsche frage? ich gehe zu fuss, sage ich, wenn ich mich im korrekten denken verheddert habe, das hilft immer als ausweg)

Stern* hat soeben Morrison, die kleinstadt, in der er totengräber (croque-mort) war, immer in schwarz wie ein deprimierter rabe und also keineswegs amüsiert, sondern todernst, verlassen, nach einem chaotischen showdown, vom regen in die sternsche traufe.

Aki Kuroda: „octopus thinking“**

bei einigen dingen habe ich die bewusstseinsfrage WHY noch immer nicht geklärt. unbewusste motive, überhaupt unbewusst, wie morgens früh um sieben uhr achtunddreissig kopfüber in den tag und schütteln, schütteln, weil es spass macht? unerhört, als motiv, meine ich.

  • Stern, L’Ouest, le Vrai. Frédéric et julien Maffre. Dargaud 2019
  • Interview in: Tempura N°14, Le silence est d’art
  • die fettnäpfe I bis III harren der publickation

trotzige abwendung

in der letzten zeit wende ich mich den farben zu und nicht nur, weil ich das unnachahmliche frühlingsgrün liebe, ja, heidnisch verehre als elegante gottheit des neuanfangs, sondern weil die nachrichten mich dazu treiben und in mir eine unbändige sehnsucht nach kräftigen farbnuancen wecken. natürlich, ich gebe es sofort zu, ist es auch eine abwendung, eine recht trotzige, von den täglichen katastrophen, den alarmistischen medienzündungen, der ambulanten panikmache (als ob die jemals ein problem gelöst hätte). ich gebe auch sofort zu, dass die AI geschichte eher besorgniserregend ist, eine blackbox, von der niemand weiss, was in ihr vorgeht und es besteht kein plan und nach welchen kriterien man entscheidet, wann eine maschine selbstbewusst wird und ob sie nett sein wird (was unwahrscheinlich scheint) und wie man sie nett macht (das sind überlegungen aus der community). ich habe mit Baer auch über meine jüngste lektüre geredet, die bücher von Ogawa Ito in der fr. übersetzung, in denen nur die kleine welt vorkommt, mit ihren kleinen problemen, liebe, krankheit, beziehung, schmerz, leiden und freuden des alltags, der kleinen lebenswelt, nicht der grossen, keine geostrategischen überlegungen, nicht die frage, wie der krieg beendet werden könnte (uups, das will man doch, oder doch nicht, oder nur nach wiedereroberung von… oder auf kleiner flamme (wenn das denn ginge, denn leute sterben, werden verletzt und ihr leben zerstört) immer so weiter, bis zum letzten …) ganz abgeshen davon, dass solche überlegungen überhaupt nicht politisch korrekt sind, sie kommen in den romanen von Ogawa auch gar nicht vor. der tod hingegen schon und das leben und die kleinen dinge und die nuancen davon, und die sorgfalt und bewusstheit im umgang mit ihnen.

also ich habe Baer davon erzählt und erwartet, dass ich des weltabgewandten kitsches erdächtigt werde, also mein gesamtes leben ein einziges kitschdebakel ist, weil auch ich in zunehmender abneigung vor irgendwelchen denksystemen und gesamtüberzeugungen (was man einmal weltanschauung genannt hat) mich einfachen freuden hingebe, wie zum beispiel der, noch am leben zu sein und zu gehen, zu weinen, zu lachen und zu staunen über jeden kleinen fitzel, der ein wunder ist.

Baer sagt zuerst nichts, dann kommt eine anständige beichte, denn, so sagt er, er sei vor kurzem in der bahnhofsgegend in einem kleinen lokal in einer seitenstrasse eingekehrt und habe dort zu mittag gegessen, einfach, ordentlich und mit guten zutaten, die bedienung sei nett, die atmosphäre habe ihm das gemüt, das recht nahe am boden war, erhoben, denn an den wänden hing farbiges, kräftiges, blumen und leute darstellend, nicht realistisch, verspielt und abseits der grossen probleme, ja, in einer zone ausserhalb. ihm sei aufgegangen, dass er einiges an der aktuellen art von problemkunst, à la bewältigung der grossen krisen, unnötig, ja langweilig finde, weil ihm, das sei seine bescheidene und unerhebliche ansicht, die nachrichten völlig genügten, ja, übergenügten, weil er mit der sortierung und einordnung und bewertung genügend beschäftigt sei, er müsse diese problem- und krisenverdopplung nicht haben. ihm genüge die problematik, wie man einigermassen heiter in der multiplizität der krisen bestehen könne und da sei ihm die farbenwelt der ihm unbekannten artistin gerade zurecht gekommen. er sei heiterer gegangen, als er gekommen sei. das spreche eindeutig für die bilder.

ich war paff, denn ich hatte mir von Baer eine tirade über kunst und kunsttheorie erwartet und eine verurteilung meiner jüngsten eskapistischen tendenzen, inklusive der vorstellung, mich an eine einsamen ort zurückzuziehen und gelassen der dinge zu harren, die kommen würden.

Baer machte dann eine anmerkung zu meiner anmerkung über die AI entwicklung und sagte in der substanz folgendes, alle werden weiter machen, denn, werden sie sagen, die andern werden weiter machen und wir können uns in diesem wettlauf keinen rückschlag leisten und sie werden das mit gebührend argumenten untermauern, neue weltordnung, rüstungswettlauf, china, russland, indien undsoweiter. dass niemand weiss, was das bedeutet, also niemand die risiken abschätzen kann und das, was in dieser blackbox vor sich geht, wird bestimmt minimisiert, herunter geredet. „wir“ haben noch immer getan, was wir tun konnten, wenn es machbar war, haben wir es gemacht. die büchse der pandora ist kein mythos.

wir haben uns auch, bei einem espresso am bekannten ort, über den krieg und die propaganda drum herum unterhalten. Baer ist äusserst skeptisch. die aesthetik, wenn man denn von aesthetik reden kann, der machtinszenierung auf der anderen seite gibt natürlich zu grosser beunruhigung anlass wie auch die nachrichtenlage hier und das gerede über kriegsziele und erst die geleakten dokumente. interessant dabei die frage nach der authentizität des geleakten und das gerede wiederum darum und nun das gesicht des leakenden, das präsentiert wird. auch das statement im britischen parlament einer äusserst mutigen abgeordneten, das auf „die levetiten lesen“ hinaus lief.

man braucht, sagte Baer vor unserem aufbruch, kräftige lebensbejahende farben in diesen gequälten zeiten.

Bilder von B. Hoffmann in der Casa Fabiana. diesen bildern verdanke ich die anregung zu den obigen anmerkungen.

fröhliche weihnachten

vergeblich, sage ich, träumen die leute nicht,. von einer einfacheren welt? von weniger mühen? leiden wowieso! aber nur spass oder freude würde die freude fad machen, weswegen die idee des ewigen lebens mit ewigem halleluia singen so wenig attraktiv scheint. aber selbst die ewigkeit kommt nicht ohne ewige verdammnis aus, sie braucht das höllenbraten, um sich engelsgleich abzuheben vom feuerpfuhl. daraus bezieht sie ihren appeal. der verblasst ist über die jahrhunderte. und heute kann man den allerhöchsten fanatismus von leuten, die sich als gottes interpreten wähnen, aus ziemlicher (medien) nähe mit ansehen. so war es auch einmal hier. es roch nach verbranntem menschenfleisch. sorry, ich lese gerade das buch von Helmut Lethen, Der Sommer des Grossinquisitors. Oder die Faszination des Bösen. ich war schon immer beeindruckt von der Passage bei Dostoïewski (sag mal, wie schreibst du das? Baer, der mir soeben über die schulter geschaut hat. wie denn, ich. so auf keinen fall, Baer). und im Faust ist Mephisto eindeutig die interessantere figur. Faust ist dagegen fast ein intellektueller Langeweiler, ernst, zu tiraden geneigt, auch wenn sie was haben. das sieht man vor allem sofort auf dem theater, etwa in der Steinschen inszenierung in ganzer länge, I und II.

nicht verstanden, sage ich, als Baer darauf aufmerksam macht, dass meine these, verlängert in die gegenwart, mörder und kriegstreiber zu interessanten figuren erhebt. nein, wirklich, sage ich, das ist eine unterstellung. ich rede gerade von literatur. ja, sagt Baer, typisch, wenn es hart auf hart kommt, reden sie sich mit Literatur heraus. ich rede mich nicht heraus, sage ich, ich rede von literarischen figuren, weder von P., noch von X, noch von den bärtigen unholden am Hindukusch und nebenan.

das solltest du aber, sagt Baer.

ich bin sprachlos.

dann lenke ich ein oder tue wenigstens so. dieses böse, sage ich, wie es von den wenigen fernsehbildern herüber kommt, zeichnet sich durch eine fürchterliche inszenierung aus. P. auf besuch beim nachbarn: mir stellen sich die nackenhaare auf, die grässlichen lokalitäten, die uniformen, die gesichter, männer, keine einzige frau sichtbar, die kochen wohl gerade und wickeln die babys oder sie beten, der oberpope segnet die patriarchalische bescherung ab, während die herrschaften über den noch effizienteren tod reden. von welchen dämonen sind die besessen?

Baer: dämonen? von der geilheit der macht und zerstörung sind die besessen. jemand sagte in einem interview, ein spezialist natürlich, die seien von realitätsfernen obsessionen besessen.

sind die analysten und strategen auf der „guten“ seite ganz frei davon, von deiner realitätsfremdheit, sage ich.

Baer ist empört.

ich versuche eine diversion. von unten betrachtet, sage ich, also aus meiner perspektive, lernen wir allmählich die rechnung kennen, sie ist gesalzen. „europa wird verarmen.“ kernsatz. es wäre allerdings verblendung zu behaupten, das käme nur vom krieg in der Ukraine. mir fällt in dem zusammenhang 2008 ein. und nun sagen die wirtschaftler, nicht sparen, raus mit dem geld, konsum. und gleichzeitig heisst es, auf keinen fall, das ruiniert uns ökologisch. woraus ich schliesse, wir haben ein strukturelles problem, ein systemisches. nur, dass der krieg, den es die ganze zeit irgendwo gegeben hat, nun an unsere grenze gerückt ist, also kein irgendwo mehr. das erinnert mich im übrigen an das kleinbürgergespräch über den krieg in der Türkei in Faust I.

(die gewisse agressivität, die sich im gespräch mit Baer zeigt, hat mit dem winter zu tun, mit der dunkelheit, meist löst sich die spannung um die wintersonnenwende, auch wenn es nur wenig mehr licht gibt. manchmal explodiert auch die aggressivität um den familienweihnachtstisch, so dass mit weihe und friedensfest nicht viel ist. und in diesem jahr kommen zur winterdunkelheit, dem grau und regen noch die diversen krisen dazu. man müsste zum weihnachtsessen alle potentiellen hieb- und stichwaffen verbannen und in kluger voraussicht mit den fingern essen.)

Baer schaut mir noch immer über die schulter, registriert, dass ich unser „gespräch“ aufgezeichnet habe und schüttelt unwillig den kopf; ich sehe es, denn ich habe mich zu ihm umgedreht.

ja, sagt Baer, man sucht nach feinden und feindseligkeiten. man ist irritiert. jedesmal, wenn ich abends um acht nachrichten schaue oder höre oder lese, brauche ich zwei stunden wenigstens, bevor ich zu bett gehen kann. lesen hilft nicht. die explikationen kommen einem oft spanisch vor. die experten pflügen ihr feld und ihre furche und man vermisst das ganze, das zusammendenken, wenn ich das höre, wir brauchen jetzt verstärkten konsum, sonst schlittern wir in die stagnation und rezession. ist das nun wissenschaft oder ideologie. von den internationalen ökokongressen erschallte eine ganz andere melodie. das weihnachtsgecshäft ist mies, heisst es. was denn nun. und ich wette mit dir, dass die expertInnen auch darauf eine verzwickte antwort hätten. etwas relativierendes, sophistisches.

ist das der festton, sage ich. du wirst ein gesprächsgefecht verursachen, wenn du in dem geiste…

jajaja, sagt Baer. ich mache übungen, gehe viel und schnell durch die stadt, in wald und flur. ich meide nachrichten seit einigen tagen. aber gewiss wird ein gast sich nicht an meinen vorsatz halten, keine fehde vom zaun zu brechen. es gibt einige hitzköpfe unter den geladenen.

deseskalation, sage ich. du kennst mich schlecht!, sagt Baer. es braucht nur einer den richtigen einstieg vorzulegen und ich steige auf den zug. dann fliegen die fetzen, sage ich. ja, zumindest verbal. meine mutter hat letztes jahr einen ihrer schönen teller auf den boden geschmissen, weil es ihr reichte. die streithähne waren beschämt. die, die bisher den mund gehalten hatten, haben danach zivilisiert miteinander geredet. wir streithähne geschwiegen. sie hätte uns sonst aus dem haus gewiesen. teller schmeisst sie nicht jeden tag.

singt ihr weihnachtslieder? jemand hat mich das vor kurzum gefragt. ich habe nicht lange nachzudenken brauchen: wir haben noch nie weihnachtslieder gesungen, weder in der herkunftsfamilie noch in der aktuellen. wir haben musik gehört, Bachs weihnachtsorratorium und den Thomaner Chor mit den Klassikern. aber wenn die kinder mit ihren kindern ankamen, war es mit dem weihevollen sowieso vorbei, dann herrschte kinderchaos. weihnachten ist chaos, ein freundliches muss ich sagen, manchmal gibt es ein geschrei, weil einer die spielsache nicht hergeben wollte oder weil eine hingefallen ist. aber auch das war im rahmen des friedlichen. manchmal gab es wüste diskussionen, aber auch erst, wenn die vieille prune aufgetischt worden war. es gab genecke, aber keinen krieg. es lag an den rollen, die von den beteiligten gewählt worden waren. das war eine verlässliche sache, man wusste jederzeit, woran man war, die repliken waren fast vorgegeben. spät in der nacht flaute die fechterei ab, die beteiligten waren ermattet vom schnaps, schliesslich wurde die versammlung aufgelöst.

nun sind die jungen dran, sie haben familiäre diplomatie drauf, ecken und kanten werden elegant umrundet. man freut sich, dass man zusammen ist, das chaos hat sich ausgeweitet und vertieft. neun enkelkinde sind zugange.

Baer hatte sich kurz entfernt. nun steht er wieder hinter mir und schaut mir über die schulter.

ja, was feiert ihr denn, sagt er.

das kind, sage ich, das neue licht, den funken in der dunkelheit. also heidnisch, sagt Baer. was heisst hier heidnisch, bist du etwa einer von den weihnachtskatholiken, für die waren alle andern heiden, götzenanbeter und schlimmeres, mit feuer und schwert. wir feiern den frieden und das friedliche zusammenleben. den neuanfang, wenn du so willst.

entschuldigung, sagt Baer.

das geistige, sage ich, ist auch das sinnliche. wenn wir den geist überall und in allem sehen würden, hätten wir die suppe, die wir nun auslöfeln müssen, nicht angerichtet. wir haben irgendwann begonnen, uns in der menschenwelt abzuschotten und nur noch den nutzen zu sehen. dass die dinge ausser uns ihren eigenen wert und ihre eigene schönheit haben, fällt uns etwas spät ein, wenn es uns überhaupt einfällt. die dinge ihrer selbst wegen zu achten ist unserer grapscherökonomie völlig fremd. und ökologie vertreten wir ja nur deshalb, weil uns der arsch auf grundeis geht, weil der ausgesandte boomerang uns nun von hinten trifft. und wir tun auch noch überrascht. die meisten fernsehsendungen zum thema haben auch etwas unheimlich verlogenes, vorgetäuschte überraschung und nun panik, angst und depression. selbstlüge ist eine starke eigenschaft der spezies. rational geplante irrationalität, könnte man fast sagen. mathematisiert. digital. nach den grossen kongressen nun die botschaft, spart nicht, schmeisst euer geld hinaus, das system braucht es, sonst …

du bist mir vielleicht in einer stimmung, sagt Baer. ist doch wahr, sage ich. wirst du dieses menü beim weihnachtsessen auftischen, sagt Baer. umhimmelswillen, sage ich. du kommst garnicht zu wort. ausser wenn gegessen wird, herrscht kinderchaos mit eltern ermahnungen. X hat Y eine ohrfeide verpasst, X wird beiseite genommen und beredet. Z schreit, weil sie nicht bekommt, was sie will. tröstliches eingreifen des zuständigen erwachsenen. lachen und toben und geschrei. ich schaue amüsiert zu, versuche es jedenfalls, ich habe es mir vorgenommen. ich versuche vor allem, durch meine einfälle das chaos nicht zu vergrössern. vielleicht, wenn es denn gelingt.

geschenke? fragt Baer. bücher, sage ich, nur Bücher.

also bücher und keine weihnachtslieder?, sagt baer.

ja und zwei menüs, sage ich, vergan und fleischlich. und das verträgt sich, sagt Baer. friedliche koexistenz, sage ich, kein kalter krieg.

na denn, sagt Baer.

fröhliche weihnachten, sage ich.

sowas wie eine vorläufige bilanz

das leben ging weiter, der schmerz ging mit. man wird nicht kleiner dadurch, man wird auf das angemessene mass gestutzt. tabula rasa. man greift zögerlicher nach neuem. ist tatsächlich etwas neues gesagt oder nur das alte, etwas heraus geputzt. man weiss wenigstens, wo nichts neues zu finden ist.

soll das eine bilanz werden? (ich rede mit jemand, der nicht im raum ist). nein, es geht um die frage, was hat man dazu gelernt. man sagt nichts mehr, worüber man nichts weiss. man sagt lieber man als ich. man diskutiert kaum noch und bricht ab, wenn es nur noch um rechthaben geht. und das tut es neuerdings meistens; viele haben meinungen, die stehen wie betonklötze in der landschaft herum. man diskutiert nicht mit beton. zuhören geht noch immer und nicken auch, keine zustimmung, aber: ich habe dich gehört. wenn einer ansichten hat, kann er auch mal recht haben. „well meaning is not enough“. man ist nicht mann, sondern sie, er, es, wir, sie (mehrzahl), vielleicht. „ich weiss es ja selber nicht“, sagte jüngst ein mensch zu mir. ich gehe der eigenen empörung aus dem weg und gelange lieber zu klaren gedanken. manchmal kommt mir mein reden als schwäche vor, schweigen ist vorzuziehen, aber nicht in jedem fall.

das gespräch mit ihr fehlt mir seit fünf jahren. sie mochte austausch, nicht hingegen die diskussion von meinungen. es ging ihr darum, den besseren gedankengang zu finden. immer mehr ging es ihr um stille.

Immer öfter, wenn wir durch den wald gingen, also jeden tag, sagte sie oder ich, vielleicht sollten wir schweigen. das vermisse ich auch, das schweigende gehen unter bäumen. wir redeten nicht über das wetter, ausser wenn wir die koffer packten.

wie oft habe ich mir gesagt, dass ihr tod den tisch abgeräumt hat. sagen wir es so, der tod bringt gedanken auf den punkt, auch ganze welten davon. er relativiert nicht bedeutung, er annihiliert sie. ich muss nicht mehr reden, um herauszufinden, dass etwas nicht stimmt. das alleinsein brauche ich, es ist keine einsamkeit. manches sagt sich nicht, sondern erschweigt sich. das schweigen ist ein erfüllter raum. es sind nicht nur nachklänge ihrer stimme. ich mag lebensweisheiten nicht besonders, erfahre aber gelegentliche einsichten. mein lieblingszustand ist vor allem anderen die stille, danach die schweigende berührung.

manchmal wehre ich mich dagegen, dass ich in die gegenwart geworfen wurde, widerwillig. zukunftsvorstellungen sind doch wichtig, sage ich mir. aber die gegenwart dehnt sich immer weiter aus und ich komme mit meinen wahrnehmungen, gefühlen und gedanken fast nicht mit. ich bin beschäftigt, tue allerdings nicht viel. am liebsten sage ich, ich tue garnichts. das garnichts kann ein nagel sein, der gerade in die wand geschlagen wird, um ein bild daran zu befestigen. eine klangfolge, auch eine alltägliche, erfordert ganze aufmerksamkeit. es gibt orte, an denen mich das bedürfnis überfällt, mich sofort zu entfernen, gelegentlich auch leute. feiern scheint mir angebracht, gerade auch bei wintersonnenwenden. weihnachten allerdings weckt bei mir einen fluchtreflex. ich bin zwar anwesend, aber in gedanken bin ich am vergleichen. ohne sie ist es nicht mehr das wahre. ich gehöre dazu und entferne mich gleichzeitig. es ist zeit für einen spaziergang, sage ich mir und sofort erblicke ich sie in ihrem langen wintermantel, der etwas soldatisches hatte.

mit ihr war man immer unterwegs.

allmähliche verfertigung von sowas wie ich am sonntagmorgen

langsames auftauchen heute morgen aus einem traumlosen schlaf (jedenfalls keine erinnerung). eingeschlafen mit irgendwelchen sorgen (es gibt immer welche: man selbst, die andern, die welt und die dinge darin) und damit aufgewacht: erste vage gedanken an irgendwelche nöte, nichts präzises, ängste halt und dann denkt etwas, gottseidank ist man schon alt. also ein ende absehbar. aber die kinder und enkelkinder undsoweiter.

einige meinen (sie tun jedenfalls so), sie haben alles im griff. man gehört nicht dazu. und, was die weltläufte anbelangt, kann man wenig tun, man wurstelt sich durch. manchmal schaut man nicht über den nächsten tag oder den augenblick hinaus. man will es einfach nicht. vielleicht geht es gut (die hoffnung stirbt zuletzt: auch ein schönes klischee).

und nun die stille des sonntagmorgens. kleine geräusche im haus. es hat in der nacht geregnet, das hat der erste blick aus dem fenster ergeben.

man weiss nicht soviel über das leben, es reicht gerade für den tag und um nett zu sein, einigermassen.

allmählich hat man dann im laufe des morgens die paar scherben zusammen geklaubt, die sowas wie ich ergeben. aber das ist nicht besonders überzeugend. es reduziert sich vornehmlich noch auf riechen, sehen und hören. die unterlage, auf der man sitzt, ist angenehm. gerade rauscht dann doch ein auto vorbei und ein zweites. das rauschen dauert nicht lange.

man meidet nachrichten so früh am morgen, sie könnten die stille stören, das auf jeden fall. man stellt sich vor, die zeitung erscheint mit leeren weissen blättern und auf den webseiten alles blank. aber die stille funktioniert. wenn man genau hinzuhören vermag, wird ihre tiefe fühlbar, sie ist von dem dunkel, das abends im dorf war, als man klein war. es war richtig dunkel nach der dämmerung und daran war nichts erschreckendes. nur in der nähe des friedhofs schienen ein paar ruhelose seelen zu geistern. die dinge verwandeln sich im dunkeln, sie scheinen weniger fest, weniger dinglich und leichter. vor allem scheinen sie ein geheimes leben zu haben.

heute gilt dunkelheit als etwas ungutes, weshalb bei stetiger beleuchtung nicht so schnell sichtbar wird, dass wir in einem dunklen zeitalter leben. das allzu helle, glatte wird, so gesehen, etwas unheimlich.

man braucht die stille wie luft und wasser im beunruhigenden lärm der zeit. man wird sich weiter durchwursteln, dessen ist man gewiss, man hat eine gewisse resilienz entwickelt. aber man braucht mehr denn je die stille, den rückzug.

nun kommt wieder der regen und erzählt geschichten von geborgenheit. man gehört nicht zu den glücklichen, denen selbstvertrauen in die wiege gelegt wurde (das scheint es doch zu geben, da jüngst jemand seiner verstorbenen mutter in einer liebevollen abschiedsrede dafür dankte). man hat also seine liebe mühe damit.

es stellt sich keinen moment ein gefühl der kontrolle ein. aber in der stille erreicht man einen ort der wahrheit. an dem sich stärke und schwäche begegnen. auch der zweifel ist mit von der partie und die gewissheit, der mut und die mutlosigkeit, die hoffnung und die verzweiflung. man sieht sie am werk.

die angst als handlungsantrieb: sie verkleidet sich in der öffentlichkeit als stärke, die sich selbstgewiss gibt.

ich habe den herbst immer gemocht, das flamboyante der farben, die noch warme luft, die regennächte, die zwetschgen und nüsse und pilze, das einfahren der ernte. die aussicht auf den winter und die eisblumen innen an meinem fenster in der früh hat mich nie erschreckt. zwei zimmer im haus waren geheizt, das wohnzimmer und die werkstatt des vaters. draussen lag hoher schnee, in der sonne tropfte die regentraufe, ein hund bellte in der ferne, sonst war es still. wenn man aufstand, hatte die mutter oder der vater den holzofen angeheizt. der schnee knirschte unter den schuhen, es war richtig kalt.

wir werden ein wenig lädiert sein, aber wir werden es überleben. wenn ich sowas denke, haben sich endlich alle lebensgeister versammelt. ich melde gegen den gedanken bedenken an. habe ich irgendwo ein kichern vernommen?

vol de nuit

un poème t’emmène avec lui ou bien te laisse loin derrière le regard ébahi. dont acte.

Carla Lucarelli---Encres désancrées

Malcolm de Chazal

___________________

il faut toujours vivre en haut
d’une crête à l’autre le héron
échassier immobile comme mon
grand-père dans sa tombe
je l’imagine attendre
pour attraper au vol
les décennies qui passent sans lui

au rythme du vent oscille en corne de brume
parmi les eaux ma grand-mère roseau
sauvage et farouche
elle couvre sa tête de coton
perce ses proies de ses yeux aigue marine
butor elle vogue parmi les champs
petit voilier aux amarres en chanvre

tante moineau avait perdu une fille
de quatorze ans
courbée de tristesse je l’ai connue
avec un chignon au-dessus de sa robe de bure
son nid ne contenait plus
qu’un enfant au plumage hérissé
elle craignait toujours que je ne mange pas assez

du bout du monde les cris des oiseaux migrateurs
mes oncles d’Amérique en nage sur des photos
jaunies bécasseaux partis pour ne plus revenir
les ailes…

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das lächeln des verschwindenden: kleine sommerchronik

dorfidylle, drapiert um einen bach (mit furt, kunstvoll angelegt) mutet einen unwirklich an; der nachbachort mit bahnanschluss liegt gleich den hügel hinunter. das alte leben ( sehr kleine, kleine und grössere landwirtschaft in fast allen häusern) ist natürlich (?) weg, die häuser sind bewahrt, weiss, schiefergedeckt und nun fand dort ein kleines fest statt, ein rummel, wollte ich sagen, in der ankündigung stand was von kunst. vor allem ging es um die kunst, grillwürste zu besorgen und kühles bier. naja, es gab schon ein paar interessante sachen, kurioses vor allem und kitsch, eine menge. das eigentliche (?) kunstwerk jedoch war das dorf, das sich zeigte und regte, eine durchaus lebendige entität, auch wenn der begründete verdacht besteht, dass viele der kräftigen häuser von auswärtigen bewohnt werden, einigen auch, die nur am wochenende kommen und die woche über verschwunden sind… mit kunstwerk meine ich, in eine senke hineingepasst, als gehöre es dahin und umgeben von steilen hügeln. ein reiner genuss dort auf und ab zu gehen.

hinterher ist man erschöpft von den vielen menschen, den geräuschen und der sonne (trotz hut und leichter bekleidung).

ich wundere mich, beim hinschreiben und beim plötzlichen erinnern, dass mich der besuch dermassen beeindruckt hat.

weil mich der anblick des dorfs in meine kindheit gestüzt hat? oder weil einmal wenigstens eine dorfarchitektur nicht misshandelt und verschandelt wurde und wie jemand bei anderer gelegenheit sagte, sites et monuments, die zuständige behörde, dabei weggeschaut hat. wenn ich heute über die dörfer fahre, leide ich. nicht nur, weil man nicht mehr so recht weiss, was für lokalitäten das eigentlich (da ist es wieder) sind, sondern wegen dem sammelsurium an kuriosen baulichen erscheinungen.

manchmal hat man den eindruck, irgendeine kraft lege es darauf an, dass jeder sinn für kontinuität verloren geht, ich meine für geschichtliches gewordensein, so dass dieser neukoloniale anschein entsteht, als ei es schon immer so (hässlich funktional kastenförmig gewesen), vor allem, als müsse es so sein, als gebe es kein konzept, vor allem als gebe es nicht die abwesenheit davon, als seien wir gerade ganz neu auf einem (natürlich unbewohnten) M class planeten nach star trek manier gelandet und hätten gleich begonnen, in unserer unnachahmlichen manier einen ganzen planeten zu verunzieren.

dabei ist das keineswegs die grösste unserer untaten und unterlassungen. man vergisst sehr schnell, dass an anderen orten, zum beispiel in Uganda und im Congo menschen noch immer im stadium des reinen überlebens gehalten werden, während korrupte und unfähige „eliten“ sich den reichtum aneignen (darin äusserst fähig) und westliche konglomerate sich billig bedienen. (beim anblick des dortigen lebens gestern abend war ich wegen meinem eigenen vergessen geschockt.) nicht nur der blosse anblick des unnötigen elends tut weh, sondern auch der kontrast. und dass die menschen dort herzhaft lachen, trotz allem, versöhnt zwar nicht, aber es ist erstaunlich auf dem hintergrund des hiesigen griesgrams.

ansichten und überlegungen teste ich persönlich gerne auf die wirkung, die sie bei mir auslösen. war es bei RCE von Sybille Berg ein gelegentliches boshaftes gelächter und (meist) eine abart von depressiv schwarz gefärbtem höhnischem grinsen (das sich ungebührlich in den alltag fortsetzte, bei allen möglichen und unmöglichen gelegenheiten, auch meine eigene befremdung auslösend), bei Jakob Heins Hypnotiseur sympathetisches lächeln (entspannt gespannt, leichte sommerlektüre mit reminiszenzen eines memorablen besuch in einem verschwundenen staat) ist es nun bei der vita contemplativa von Byung-Chul Han tatsächlich eine grosse stille freude über die rechtfertigung gepflegter untätigkeit, die nicht infiziert ist von der tätigkeit, sondern im gegenteil diese erst inspiriert. ich werde ruhiger, stelle ich fest, die innere aufgeregtheit der letzten zeit legt sich etwas, ich lege das buch mehrmals zur seite, schaue mich um und denke an nichts; es ist still, von den wänden sehen mich bilder an; ich sage nicht, die dinge werden lebendig, aber sie scheinen kurz davor zu stehen.

der maler verschwindet in seinem bild, diese geschichte wird im buch erzählt, und das lächeln des verschwindenden.