abendrunde, nachrichten, …

schweigen. es scheint so zu sein, dass schweigen angebracht ist. ich kann mich erinnern (?), dass ich als kleinkind in der wiege die luft angehalten habe, um besser zu hören, ob endlich jemand kommt. darum geht es gerade nicht, ob jemand kommt, der retter oder die retterin. es ist meistens ein mann. ich warte auf keinen, sehe nur das gedrängel um den posten. tatsächlich geht es um hören, zuhören, was gesagt wird. nicht zufällig sind die bellizisten am reden, man muss den krieg vorbereiten, sagen sie, si vis pacem, para bellum, frieden schaffen mit mehr waffen; sie sagen reindustrialisierung und meinen die waffenindustrie. europäïsche streitkräfte, sagen sie. aber wer soll sie führen. ratlosigkeit in der gesprächsrunde. gesprächsrunden der art oder kommentare im gleichen stil zur besten sendezeit multiplizieren sich.

der kommunikationskorridor ist auch in diesem falle eng, die hauptstandpunkte stehen fest, wer ausserhalb des korridors argumentiert, ist nicht eingeladen. das feindbild steht ebenso betonmässig und wird täglich ausgebaut. der feind liefert selber genug baumaterial. lässt opponenten liquidieren, inszeniert gerichtsfarcen, unterdrückt unliebsame meinungen, lässt menschen, die blumen niederlegen zusammen knüppeln oder verhaften, führt krieg, besetzt gebiete.

für pazifisten ist das eine harte nuss.

demokratie und menschenrechte. die verteidigen wir. überall und entschieden. deshalb liefern wir waffen. sagen sie. wenn jemand sagt, wir haben doch auch einen opponenten, der weggesperrt ist und ausgeliefert werden soll. er habe gewisse geheimisse veröffentlicht und die sicherheit in gefahr gebracht, sagen sie, das ist nun eine ganz andere geige, das missverstehen sie und sie verwechseln was.

Gaza, das sei nun etwas ganz ganz anderes. das könne man nicht vergleichen. händeringendes klauben nach rechtfertigungen. der meinungskorridor ist in dem fall noch enger. was nicht alles draussen vor gelassen wird, die geschichte beginnt erst im oktober letzten jahres. und das, was jetzt passiere, vor sich gehe, getan werde, sei wiederum etwas ganz anderes.

ich habe noch nie so viele leute reden hören, die sich ihrer perspektive sehr sicher sind. ohne zweifel, sagen sie. das ist einfach so. ich bin froh, dass das fernsehen nIcht interaktiv ist und jeder aufmerksame zuschauerblick noch unverdächtig. man müsste sich nicht allzu viel mühe geben, um in meinem mienenspiel meine gedanken zu lesen. die wissen es, denke ich. die sind sich ganz sicher, dass sie es wissen, hunderprozentig, was sage ich, hundertfünfzigprozentig.

ist es völlig altmodisch geworden, sich selber gegenüber einen kleinen, wenigstens einen kleinen vorbehalt zu haben, einen leisen zweifel, der ausstrahlt.

aber gilt das nicht für alle? ich höre empörtes gemurmel, die wahrheit, die gerechtigkeit, das menschenrecht, das kriegsverbrechen. Jemand, der schon ausserhalb des meinungskorridors steht und nicht mehr eingeladen wird, sieht das genozidale auch in der vertreibung von bevölkerung. man müsste doch darüber reden können, denke ich. nein, kann man nicht.

irgendwann kommt beim zuhören eine gewisse ohnmacht auf, eine hilflosigkeit, die sich aufs zuhören auswirkt. aber, denkt man und verstummt; das ist doch, denkt man und führt den satz nicht weiter. genug, sagt man und schaltet den fernseher aus.

Ein Gedanke zu “abendrunde, nachrichten, …

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