
man kann natürlich im garten sitzen und staunen. immer wieder gibt es etwas bestaunenswertes. oder man besucht ausstellungen in gärten mit seltsamen formationen wie glasskulpturen oder tomaten stöcken oder blumenbeeten und leuten aller art und musik, das natürlich auch. dort, ich meine den ausstellungsgarten, gab es wind und es kühlte ein wenig, es war ja auch nördlicher und keine zubetoniertes städtisches ambiente. man fuhr länger hin, über land, und fuhr andere wege zurück, hügelauf hügelab und B. sagte, wir haben doch ein schönes land. „haben“ natürlich in einem übertragenen sinn, denn geradeheraus gesprochen haben wir garnichts; oder anders gesagt, die dinge haben sich selber und eine eigene melodie und wenn der landstrich , durch den man gerade fährt, einen gesang hätte, so wäre er melancholisch, Marin Marais würde ich vorschlagen.
und ich rede nicht von den leuten, die den landstrich verwalten, aber so tun, als würde er ihnen gehören und sie hätten ein recht darauf.
ich nehme an, man ist zufällig gerade hier, an dem ort, an dem man sich befindet. oder es hat sich so ergeben, auch wenn andere meinen, sie hätten gewählt.
natürlich mache ich niemand seine meinung streitig, auch wenn ich in letzter zeit eine gewisse überheblichkeit oder sagen wir sicherheit in gewissen dingen an den tag lege; vielleicht wäre der begriff festigkeit auch angebracht. überheblichkeit ist , ich gebe es zu, eine verfassung, die einem drahtseilakt über abgründe ähnelt und dieser ohne sicherung, so dass …
andererseits kommt das auch von dem versuch, etwas höhe zu gewinnen, um einen besseren überblick zu haben. in den niederungen habe ich sofort den eindruck, beengt und, geradeheraus gesagt, gefangen zu sein in einem sehr begrenzten ausblick. daran sind natürlich auch die meinungen schuld, die verfestigten, die in umlauf sind und nicht deshalb wahr werden, weil sie unentwegt wiederholt werden. in den medien treten einem anschliessend diese meinungen als gesicherte fakten und längst gerechtfertigte positionen entgegen. position, der begriff gibt die rigidität gut wieder. das ganze bekommt dadurch etwas eckiges, an dem man sich notwendig beim überlegen stösst. zumal, weil abweichendes nicht so beliebt ist.

ansonsten ist es sonntagmorgen, der aufenthalt im garten in der frischen morgenluft war entspannend. die rosen, dahlien und verbena verlangen nichts von einem, ausser vielleicht, dass man sie anschaut und bewundert. was man sowieso tut.
nebenbei stelle ich fest, dass mir inzwischen die übliche form von humor gänzlich abgeht. nicht dass ich zu bierernst neige, aber für die eigene humoristische variante habe ich noch keine adäquate bezeichnung gefunden.
ich denke, dass angesichts der verhältnisse sich sowieso neue formen von humor zum selbstschutz vor abrakadabresken ereignissen entwickeln.
indem man zum beispiel unvermittelt das thema wechselt oder einem abrupten themenwechsel beiwohnt und deshalb zu sonderbaren aussagen gelangt. wie gestern bei der gartenausstellung am getränke- und sandwichstand, als der ältere mann hinter der theke mir auf meinen zwanziger kein wechselgeld herausgab und ich geduldig stehen blieb. er schaltete nicht gleich, sagte dann schnell, sie haben mir einen zwanziger gegeben und zur erklärung hinzu fügte, er habe eben eine unangenehme diskussion gehabt, aufeinmal sei das, was an zwei ausstellungstagen gut war, nicht mehr gut gewesen. ich nickte zu seinen ausführungen, deren detail hier nichts zur sache tut, und meinte am schluss, die leute würden immer seltsamer („ëmmer méi bossig“), was der mann hinter der theke erfreut aufnahm und wiederholte, ja, immer seltsamer.
im ernst halte ich solche unerwarteten wendungen oder themenwechsel für recht humoristisch.
nebenbei gesagt, es war keine nutzglasausstellung, nicht einmal kunsthandwerk, auch wenn natürlich die kunsthandwerkliche seite eine rolle spielt, sondern glaskunst, also skulptur. man kann natürlich die ausstellung samt ausstellungsort und leuten darin als das eigentliche kunstwerk ansehen, daraus leuchten zwei gelbliche glasgefässe ohne sichtbaren verwendungszweck natürlich ausser dem der reinen dekoration auf einer weissen unterlage hervor, der stärkste eindruck des ganzen und das tüpfelchen auf dem i. das ist natürlich sehr subjektiv.
die seltsame organisation der zeit, der freien, führt dazu, dass fast alle zur gleichen zeit weg müssen oder müssen wollen, so dass ganze landstriche von leuten überschwemmt werden. die freude der dort ansässigen hält sich natürlich in grenzen.
das ist, natürlich, kein grund zuhause hocken zu bleiben. oder keine rechtfertigung der stubenhockerei.
selbstverständlich statt natürlich, was als natürlich erklärt wird, bekommt den anschein des selbstverständlichen und ist es nicht. muss das gesagt werden.
