das brot wurde im backofen gebacken. wie ich nun darauf komme? die langsamkeit, gemächlichkeit hat es mir angetan, nicht die maschinelle dreisekundenextase, um noch deutlicher zu sein. das ist mein stiller, uneffektiver protest gegen die postpostmoderne, in der die geschichte keineswegs endet sondern zur gewalttätigen farce aufläuft.
der backofen war schon abgerissen, als mir bewusst wurde, dass er die ganze länge der bakes einnahm, ein verborgenes backsteinernes urtier in einem langgestreckten schuppen und einem kleinen vorraum mit ofentür, feuerung und backgeräten. das dauerte. das nahm zeit (keine zeit, das geschäft, die freizeit, das telefon klingelt, bedeutendes geschieht, aber es ist trotz allem, als tanz ums goldene kalb eine art verzwicktem leerlauf, das nennt sich leben, der tod dagegen ein monster an lebendigkeit), das waren bedächtige gesten und handhabungen. ich erinnere mich, als der backofen abgerissen wurde und einem schweinekoben platz machte, häuften sich die backsteinziegel an der schuppenmauer, sie wurden beiseite gelegt, um anderswo verbaut zu werden.

„deen ass nëmmen hallef gebak, net ganz gebak, deen huet den a…op.“ ich gebe zu, es war eine zeit der festen gewohnheiten, so und nicht anders tat man die dinge, aus der reihe tanzen, eigensinn und eigene wege waren verpönt. wer sich frei rang, wusste um preis und kostbarkeit davon.
heute träumt jeder mit facebook account, ein individualist zu sein, wir leben in einem individualistischen zeitalter, angeblich, shitstorms fegen durch die virtuellen räume und verebben, viel geschrei und wenig wolle, ichsagen bedeutet eben nicht ich sein, ein ordentliches, eines, das ganz gebacken ist.
denn das verlangt nachdenklichkeit, gemächlichkeit, unaufgeregtheit, wenn der nächste modewind über die gesellschaftliche landschaft fegt, stille, einkehr, also alles altmodische, alles denkbar altertümliche, gerade wenn man ein zeuge seiner zeit zu sein beansprucht.
warum ich das ausbreite, warum innere kultur eine backofenkultur sein soll, ordentlich gebackenes, bedächtig gehandhabtes, aufmerksam verfolgtes, liegt an der erlaubnis, die ich mir gegeben habe, als marie z. im sterben lag. ihr sterben war ein sterben nach allen regeln der kunst, eins am andern und durchaus widerstrebend, meine zeit ist noch nicht gekommen und doch war sie es.
Damals habe ich mir geschworen, die zeit des hastigen ist vorbei, selbst wenn ich keine zeit mehr habe und der prophet aus tim und struppi in meine träumen erschiene, „das ende ist nah“, ich werde mir welche nehmen, ich werde mich nicht mehr ins bockshorn? jagen lassen. ich müsste sonst fragen, warum sie gestorben ist. das ist ihre sache, natürlich, und ich habe mich nicht einzumischen, aber was nun mit mir ist, steht auf einem andern blatt.