wir waren auf der schobermesse, dem jährlichen stadtrummel, meine zwei ältesten enkelinnen und ich. da ich uns kenne, hatten wir klare vereinbarungen getroffen, ein versprechen ist ein versprechen. ich habe mich ziemlich leicht überreden lassen, obwohl ich die veranstaltung als attacke auf alle sinne betrachte, zu laut, zuviel krach, der sich mischt zu einem gehörchaos, zuviel eindrücke aufeinmal, alles schreit nach aufmerksamkeit, will dich anlocken und dann das manövrieren durch die menschenmenege und es liegt ein geruch in der luft, bevor dir klar ist, was da alles zusammen kommt, bist du schon wieder draussen.
wenn ich dran denke, dreht sich wieder alles im kopf, ich habs erlebt als den grossen quirl und du bist mitten drin und wirst rumgewirbelt, geschubst, gerempelt, dann klebt der riesenlutscher mit der ganzen palette von lebensmittelfarben an allen händen und die pommes frites stossen dir auf.
die älteste erklärte, sie wolle die „wilde maus“ ausprobieren (dabei kannte sie das ding schon vom letzten jahr, ihre schwester allerdings nicht und ich bin in solchen fällen völlig vertrauensselig) und verglichen mit den diversen hämmern und superspeedkarussellen schien mir die achterbahn mit diesem niedlichen namen, eine maus ist eine maus und sei sie noch so wild, ganz harmlos.
am ende war ich völlig verwirrt, die jüngere enkelin heulte, als sie sich beruhigt hatte, erklärte sie, das ding ist zu rabiat, verboten für kinder, ich werde mamma sagen, dass sie auf keinen fall mit dem baby da rauf darf und opa, du versprichst, dass wir das nie mehr machen. natürlich tat ich das und ich musste ihr recht geben, die kleine kabine raste in die haarnadelkurven, so dass ich beim zweiten mal schon die augen geschlossen hatte, ich riss sie nur unter grossen mühen wieder auf, um zu sehen, ob meine enkelinnen noch neben mir sassen, ich hörte mich schreien, da war wirklich der grosse quirl über uns gekommen, denn am ende wurden wir nochmal richtig durchgemixt, so dass, wie gesagt die pommes frites fast hochkamen, aber sie hatten nicht genug zeit dazu, so schnell und rabiat war das. als ich meiner älteren enkelin sagte, das war aber heftig, sagte sie, ich wollte nur wissen, wie das ist. wir drei wissen das nun.
ich habs zwar versprochen, aber nächstes jahr ist noch weit und … wegen dem namen sollte man die „wilde maus“ nicht unterschätzen, natürlich ist das nichts gegen die grossen schobermesshämmer, aber …
auf dem riesenrad war es fast schon still, die wirbelhämmer sahen klein aus von da oben, der jüngeren enekelin tropften die reste des riesenlutschers vom kinn und die andere sah ganz zufrieden aus. mir drehte sich die welt noch ein wenig und meine sinne waren ziemlich überlastet, wir sind dann doch noch auf die wasserachterbahn gegangen und wurden ein wenig nass, aber wir haben alle drei furchbar lachen müssen.
auf dem heimweg wurde es immer stiller, das war nach dem trubel und den riesenhämmern fast unheimlich. aber wie man so eine achterbahn „wilde maus“ nennen kann, ist mir ein rätsel. Opa, sagte die jüngere unterwegs noch einmal, das war wirklich nichts für kinder.
nee, sagte ich und dachte an marie und marie hörte gar nicht auf mit kopfschütteln.