nicht nur in träumen

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ihren tod habe ich erlebt als einbruch der ganz fremden gewalt in eine normalität, die war wie ein friedlicher, freundlicher fluss, eine landschaft mit hügeln und bäumen und darin ein haus am hang und eine wiese, unser leben. als habe sie mich nicht mehr gewollt und in meinen träumen streiten wir so und es tut weh: aber das ist nicht der begriff, der die sache trifft.

sie ist in meinem leben und ist es nicht. sie entzieht sich und nähert sich und ist geheimnisvoll nah. so jüngst, ich irrte im traum in bruchstücken eines alten lebens und plötzlich in der ferne trat sie hinter einer mauer hervor, in einem langen grünen gewand, es war sie und ich rief, fast zu spät, da war sie schon wieder zurück in die unsichtbarkeit und ich rief doch weiter und sie antwortete, ich hörte es genau.

manchmal möchte ich die gesichter der lebenden gar nicht mehr sehn und nur noch nach innen schaun, die augen umgekehrt in die andere richtung, ins unsichtbare hinein und horchen, ob ich ihren schritt hören kann. ich weiss, so kommt sie nicht wieder, dass ich sie an der hand nehmen kann und weggehn mit ihr, irgendwohin, das war mir fast immer egal, wohin die reise uns führte, ich war für alle richtungen offen, nur sie musste dabei sein. natürlich weiss ich, ihre wange werde ich nie mehr berühren, aber dass sie da ist, irgendwo da ist und dass es eine tür dahin gibt, wenigstens sie von weitem zu sehen, wie sie davon geht und im davongehen mich sieht und dann wäre es kein fortgehen mehr, wenigstens kein ganzes.

ich weiss, es ist hoffnngslos und ich bin doch voller hoffnung. manchmal ist es trauer und manchmal ist es zorn. das, was man so seele nennt, ist ein furchtbar widersprüchliches ding. manchmal schmerzt es, dem zuzusehn und noch die fassung zu bewahren.

inzwischen aber warte ich und das, was mich umgibt, ist nicht realer als die welt, in der ich sie vermute; in meinen träumen gehe ich dort ein und aus und wir streiten uns und versöhnen uns und dort denke ich mich nicht ohne sie, dort fühle ich mich nur mit ihr.

sowas kann man nicht schreiben, sage ich mir und ich schreibe es doch und es ist mir egal und ich weiss, die wand ist dünn, die uns trennt. nicht nur in träumen.

Ein Gedanke zu “nicht nur in träumen

  1. Sehr poetisch geschrieben. So schreiben die Großen. Ich weiß, darum geht es nicht, aber du artikulierst deine Trauer in Worten und deshalb darf man auch auf die Worte Bezug nehmen. LG PP

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