bitte keine reklame für kukident haftcrème und wackelzahniges gebrabbel

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heute morgen, die kälte unter den füssen, was macht das mit einem oder der rauhreif im garten und die kalte erde. das entblätterte geäst, ein bild des innen.

passend zu meiner stimmung, beim lesen gestern abend die frage: „was macht der tod?“ antwort: „der tod reduziert“, die very important person zerstäubt, die ganze konstruktion von jahren und die geschichten, die mühe, die arbeit an einem konsistenten bild einfach gelöscht mit einem schlag.

ein kurzes, aber heftiges erschrecken beim lesen des satzes.

andererseits: eine erleichterung, ich muss nichts sein, ich bin nicht.

und fast gleichzeitig: schon wieder die unruhe von irgendwoher, die bemühung etwas zu sein, irgendeine bedeutung, wichtig, es muss einfach was auf den schirm, und sei es nur für eine stunde wenigstens.

wenn nichts mehr hilft, ein kramen in erinnerungen, aber die zerkrümeln langsam, schatten in einer schattenwelt, langsam verblassende bilder, gelegentlich geschönt, angereichert durch wunsch und sehnsucht.

nichts ist schlimmer als das vorher nachher und das schwelgen im vorher, dazu die von der zeit bearbeiteten gesichter, die grauen haare und was ist dazwischen passiert (zufällig habe ich erst jetzt die doku von A. Bausch über 68 in LU angesehn): ich war erschrocken bei dem konveniatgerede und das gefühl: vergeblichkeit, als der film zu ende war, schien die vergangenheit endgültig begraben. und ich war entsetzt über die altersgenossen, neckische anekdoten, ohne biss, kein jetzt gefühl, ist das altersheim abgebrannt, dass die da herum sitzen und das „es war einmal“ feiern (am fittesten noch die musikalische fraktion).

plötzlich ist dann die kontinuität futsch, filmriss, schwärze.

für mich war es ein aufbruch (und Grosskleinstein eine sehr ferne ahnung), überhaupt aufbrechen ins unbekannte, immer wieder von neuem und wäre es auch in das nicht und nichts von allem, aber bitte keine reklame für kukident haftcrème und wackelzahniges gebrabbel.

vielleicht bin ich auch nur deswegen aufgebracht, weil vor einem jahr um diese zeit marie noch zwei tage hatte, in der nacht des dritten hat sie aufgehört zu atmen und ich sass da und hielt den mund, ein schweigen hat sich in konzentrischen kreisen ausgebreitet und alles zum verschwinden gebracht, was sonst wichtig tat und bedeutend. es war nur noch das, dieses schweigen und erst länger danach eine welle von schmerz  und darauf  heftigere, sie schlugen über einem zusammen.

daraus hervor kommen als ein anderer? als derselbe? man muss nicht mehr um jeden preis etwas sein, dies oder das und es scheint austauschbar? oder man findet sich ab mit der kantigen widersprüchlichen erscheinung, zu der man geworden ist, leicht ironisch, spöttisch manchmal, etwas weggerückt, keineswegs weise? aber in der tiefe das barocke gefühl der eitelkeit des meisten, es bleibt nicht und wiegt nicht schwer auf der waage.

nur das eine bleibt.  als wirkendes ereignis, als wirkliches jetzt, als substanz.

diese sortierung, wem verdankt man sie: dem tod und einer toten.

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