„communication“, mehrmals und kurz hintereinander am nebentisch bedeutend ausgesprochen und ich gehe nach dem hastig ausgetrunkenen expresso sehr schnell wieder, ziehe die jacke im aufstehen mit schwung über und bin schon draussen und folge der sonne, zuerst ins gewühl am bahnhof und dann schnell in fast stille strassen, wer träumt, die häuser oder ich, aber das ist nur ein kurzer gedanke, bald kommen die eiligen vom dienstschluss an mir vorbei, hasten treppen herunter und hinauf auf den fussgängerstreifen zu über die autobahnzufahrt und ich sehe, dass ich möglichst schnell weg komme.
was ist das für eine „communication“ (amerikanisch ausgesprochen), wenn ich meinen café so hastig hinunter stürze und keinen zweiten bestelle; es war mir zu eng, zu nah, wenn leute so laut reden, dass ich gegen meine willen zuhören muss, nein kein theater, das auch, aber es ging wirklich nur um ein wichtiges seminar (und das alles mit diesem breiten akzent, eigentlich sympathisch dachte ich) und die frau gleich nebenan, die ihr baby stillte, wollte ich auch nicht stören.
dabei liegt das café fast versteckt in einer nebenstrasse und es gibt nur ein paar tische, aber der expresso ist exzellent und eigentlich redet nie jemand sehr laut. ich gehe auch dahin zum nachdenken und manchmal schreibe ich mir sachen auf.
die leute, so fiel mir an diesem seltsamen februar sommertag auf, waren fast aufgeregt oder war ich es, aber einen zweiten expresso hatte ich tatsächlich nicht getrunken, fast wäre ich schon woanders eingekehrt, aber die tische draussen lagen schon im schatten.
im park sassen leute am weiher auf decken und ich habe dann doch besorgt einen blick auf die wettervorsagen geworfen, ich will eine ordentlich behutsame annäherung an den frühling, keine frühzeitigen überraschungen im garten und dann friert es und schneit hinein.
andererseits merke ich, seit maries tod bin ich auf einiges gefasst. auf anomalien, meine ich, obwohl ich weiss, dass der tod keine ist.
dann denke ich, mit unserm weltbild und dem davon geprägten erleben muss etwas nicht stimmen.
wenn alles seinen gewohnten gang ginge, keine anomalien also, dann gäbe es wenig einsichten. ich meine damit nicht einmal den klimawandel oder so, sondern was gründlicheres, tieferes.
aber darüber will ich nicht reden, ich meine aus scheu nicht, und auch, weil die meisten mainstream ansichten seit geraumer zeit nicht mehr meine sache sind. maries tod hat das noch erheblich verstärkt, aber ich habe heute gerade keine lust, fremde meinung vor den kopf zu stossen, obwohl ich das eigentlich gerne tue. die meisten verteidigen ihre nicht weniger seltsamen ansichten, als ginge es um ihr leben, und das tut es wohl auch. ich respektiere das meistens, es sei denn ich nehme an, der „communication“ partner verträgt einen kleineren oder grösseren stoss.
die meisten leute, so merke ich, haben mehr glauben, als sie annehmen. es gibt autoritäten, denen kaufen sie alles ab.
„communication“ ist dann einfach nur selbstbestätigung, männer vor allem haben da oft eine schlagseite.
das letzte argument ist die technik, das funktioniert doch, mit erhobenen brauen und mahnend. ich sage dann immer, na klar und wie.
ist „communication“, ich rede nicht vom austausch von banalitäten, das kann auch sehr schön sein, nicht hauptsÄCHLICH DAS, gemeinsam FRAGEN ZU STELLEN STATT SICH ANTWORTEN UM DIE OHREN ZU HAUEN, die meist auch bloss meinungen sind, vom hörensagen kommen, ungeprüfte glaubensartikel samt und sonders.
dann flüchte ich am liebsten, es sei denn ich bin an dem tag gerade streitlustig und möchte die heftigeren tonlagen meiner stimme exerzieren.
„communication“ wovon also. einer meiner lieblingsorte ist das stille café, man trinkt in aller ruhe seinen expresso und geht wieder, kein geräuschvolles gerede.
reden tu ich abends mit marie, ich erzähl einfach alles ohne worte, ich setz mich hin und stell mir vor, für sie bin ich durchsichtig, vor ihr kann ich gar nichts verbergen, wenn ich ehrlich bin, und sie würde jeden schwindel sofort entdecken: das ist für mich ein ungeheuer erleichternder gedanke, dass jemand mich anschaut und sieht, ohne irgendein urteil. so’ne fähigkeit wÜNSCH ICH MIR SCHON LANGE.
AM BAHNHOF KANN MAN SIE GUT EXERZIEREN, DESHALB GEHE ICH SO GERNE HIN.
ABER HEUTE, ECHT, DAS MIT DER „COMMUNICATION“, DAS WAR RICHTIG des guten ZUVIEL.