„boulevard vum aarme geescht“

die tage sind aufgefüllt, dies und das, wie das eben so ist. ça m’ennuie un peu, hält mich aber auch auf trab, organisation, wie und wann. dazu sonne und schäfchenwolken flache grosse gebilde, die sich um ein blaues zentrum gruppieren, nach einer weile nur noch vereinzelte fetzen, schweben herum überm meer, das genau gegenüber gleisst unter der sonne, man kann fast nicht hinsehn.

heute der letzte tag und eben einiges zu erledigen, das man erfolgreich aufgeschoben hat.

ein ausflug in die welt der Marina Abramovic am café tisch. der satz der abramovic, sie möchte ohne angst sterben und tue auch alles dafür, dass es so kommt.

trifft, sitzt und tut seine wirkung.

kein zweifel, ich möchte auch ohne angst sterben, tue ich genug dafür: das ist immer die frage, sie lautet auch noch, lebst du dein leben oder fristest du es nur, halbherzig, abgewandt und immer woanders?

in ruhe anschauen. die zerfahrenheit und das gelungene. mir fällt es wohl am schwersten die errungenschaften anzuschaun, sie überhaupt wahrzunehmen. manchmal habe ich das überwältigende gefühl, ohne Sie kriege ich überhaupt nichts zustande. denn, wenn ich in mich gehe, (horche, fühle), spüre ich überdeutlich und noch immer: den schmerz. manchmal denke ich, wenn ich zufällig (?) auf ein foto von ihr stosse, sie sieht so lebendig aus, so real, so anwesend, gleich steigt sie aus dem bild und ist wieder da. meine sehnsucht.

kann man aus schmerz eine produktivkraft machen, ihm etwas abgewinnen, das mehr ist als lähmung und stillstand und auf-sich-selbst-zurück-gekrümmt-sein, überhaupt nur ein kleines fitzelchen mehr.

mit dem schmerz sitzen, nichts tun, nichts dagegen setzen, mit ihm da sein.

öfter geschieht dann sowas wie ein wunder (darf man es so nennen), nämlich das gegenteil, man greift endlich lange liegen gebliebenes auf, man erledigt dinge, man spürt dazu den widerstand des schmerzes, der einen zurück treiben möchte in eine ecke? ihn würdigen,  zur kenntnis nehmen wenigstens, dann lässt er einen gewähren. oh, es ist noch nicht soviel freudiges dabei, aber immerhin kleine freuden. ich vermisse Sie, ich vermisse mich, als sei ich halb mit weggegangen und habe doch alles weggegangene dringend nötig.

mit dieser schwäche sitzen. sich selber so wahrnehmen. eine zumutung. eine erleichterung. und dann leise, sehr leise, ein staunen. aber dafür braucht es geduld.

die schwäche, sie erzählt dinge, ganze geschichten, darf sie sein, ist sie ein quälgeist, erzählt über Sie, über mich, schaue ich dann hinaus, sehe ich aufeinmal unverstellt die schönheit der welt, das leuchtende grün, die funkelnde hecke, den dunst und nebel zwischen den hügeln und bergen in der ferne und vordran das unbeschreibliche rot des bougainvillier.

beauty will save the world, heisst einer meiner lieblings blogs.

die schönheit eines wütenden satzes: „how dare you!“

die schönheit der sogenannten unbedeutenden gesten, eine hand steigt, eine andere fällt, gehen zum beispiel auch, einfaches gehen, lächeln.

am meer ist es leichter als in steinwüsten, „boulevard vum aarme geescht“(1).

 

 

(1) der ausdruck stammt von Patricia Lippert alias Codi alias Lippertshow

 

 

 

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