des mots pour tout oder auf der flucht

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mehrere sachen liegen auf dem tisch, über die was zu sagen sich lohnt, die einen sind schon gepriesen, die andern bedanken sich und das dritte buch ist bereits 2011 erschienen und ich habe es erst jetzt gelesen. ich rede von Anne Schmitts Rêves vus et corps érigés mit den bildern von Moritz Ney, ein sehr apartes buch übrigens, um es gleich zu sagen, sodann Christoph Ransmayrs Arznei gegen die Sterblichkeit und Malinois von Lukas Bärfuss. dass ich auch den neuen Enzensberger lese und Als ich jung war von Gstrein, kann ich gleich mitbeichten.

ich muss den rezensionen und kommentaren nichts hinzufügen, das ist eine erleichterung, und ich möchte meine leseerlebnisse auch nicht zerreden, es ist kein hauptseminar, es wird keine arbeit darüber geschrieben, die dann in einem archiv neben anderen arbeiten landet, und ich behalte es sowieso am liebsten für mich, bewache meine lektüre als begegnung mit den autoren eifersüchtig, das geht niemand was an, es gehört alleine mir, auch wenn andere die gleichen bücher lesen, ist es doch nicht dasselbe.

andererseits weiss ich gar nicht, warum ich lese. und ausgerechnet diese bücher. und ob das erzählen, wie Ransmayr schreibt, tatsächlich eine arznei gegen die sterblichkeit ist, weiss ich nicht. „Allez, parle, toi tu as des mots pour tout.“, fordert Jean in der geschichte after the road von Anne Schmitt.

macht das den unterschied, die sucht auf alles erlebte wörter zu setzen, entfernt es sich dann nicht, statt sich deutlicher zu zeigen, ist es nicht gerade auf der flucht davor.

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Paula Garcia, noise body series

eine feine skulptur ist after the road  geworden. die beziehung zwischen zwei leuten beginnt und hört in dem beginn schon wieder auf, ist und ist auch nicht, löst sich auf, verschwimmt schon von anfang an in eine rätselhafte bewegung und wirkt deshalb wie etwas sehr kostbares, das sich entzieht, undeutlich wird wie auch die geschichte des nicht mehr existierenden cafés im tal der stadt, Jo, sot de Lenin, aber es kommt noch ein fernes gemurmel herüber, und zugleich entfernt es sich noch mehr, wird ganz unwirklich. aber das ist die tendenz in allen geschichten Anne Schmitts, dieses gleiten vom handfesten ins unwirkliche, ja, surreale oder der schnelle wechsel von orten, zeiten, figuren, blurred lines, verwischte spuren letzendlich, aber keine nostalgie deswegen, eine ahnung, dass etwas war, aber die tür des cafés, das es nicht mehr gibt, klappt einen moment auf, ein redeschwall dringt heraus, explodiert fast, umsturz, stimmengewirr, rauch und abgestandenes bier, der grosse blonde lacht noch ein letztes mal spöttisch, sarkastisch und schaut dabei sein gegenüber etwas lauernd an, als wolle er ihn oder sie auf die probe stellen, aber das ahnt man mehr, als dass man es genau sieht durch die halb geöffnete tür, denn die schliesst sich gleich wieder mit einem dumpfen knall.

Moritz Ney

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