tergiversation

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Marlene Steyn, Galerie Dys, Brussels

neugier ist eine zier, finde ich, aber sie kann verstörende resultate hervor bringen (ich meine nicht einen besuch auf der artweek, in der kunstépicerie, in der man dies aber auch das erwerben kann, immerhin sind drei namen und werke mir im gedächtnis geblieben, starke sachen von Reiny Rizzi-Gruhlke, Jim Peiffer und Marlene Steyn, Galerie Dys, Bruxelles).

manchmal sind die fronten undeutlich, manchmal überdeutlich und doch verwirrend im verlauf. mehr als eine meinung kann man sich nicht leisten, sagte jemand, und die wackelt schon von anbeginn an, man weiss, meinung ist nicht sicherheit.

(à propos artweek: anscheinend, so sehe ich in der zeitung, habe ich den gleichen geschmack wie Premier und Monarch, ehrlich, nun bin ich etwas geniert.)

das leben in der ungewissheit hat seine vorteile, aber es geht dort nicht zu wie in einem cosy wohnzimmer mit der überbequemen liegecouch, in der man versackt, couch potato.

nach der hyperaktiven phase des nachsommers, nach ausflügen in die welt, darunter berge, meer, gärten und hospital (eine kleinere reparatur), dachte ich, jetzt kommt der spätherbst und der winter und machen wirs uns doch gemütlich, aber gemütlich wurde es nicht.

ich frage mich schon die ganze zeit, was verunsichert dich so, was verwirrt dich, was bringt dich auf.

dann lese ich die zeitung, façon de parler, und schaue wie in einen spiegel, chaotisches, aber hier ist die welt noch in ordnung, ich meine grosskleinstein als ruhender nabel der welt?

manchmal lese ich meine einträge wie die eines fremden: dass man bei „kämpfen gegen“ riskiert so zu werden wie das bekämpfte ist noch kein grund, es sein zu lassen. (soll man etwa jeden scheiss durchgehen lassen.)

(redlicher war dann schon die gruppenausstellung des CAL, aber auch gemächlicher, zu „schön“ im ganzen, zu harmlos, als habe man das beunruhigendere, unbequemere hinaus curatiert. aber es gab bemerkenswertes.)

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ich fühle mich verletzt, das ist ein tier, das sich in seine höhle verkriecht.

immer wieder alarmierendes, das mich aufscheucht, dann wieder etwas anderes, noch erschreckenderes, jemand schreibt, die instabilität ist das kennzeichen des zeitalters, änderung ist nicht in sicht. alles im umbruch.

ich spüre mich selber wackelig und es ist nicht das alter. als gehe der zeitwind durch mich durch. etwas entblättert fühle ich mich tatsächlich, etwas oder ganz ratlos, desorientiert, à quel saint me vouer, woran kann man sich halten. (ich habe einstellungen, ansichten, überzeugungen, aber seltsamerweise geben sie nicht den halt, den ich meine.)

dann der gedanke, eine art kehrtwendung vielmehr: also halte ich mich an die ungewissheit, das verlässlichste heute, ein paradox, aber was solls und ambivalenzen gibt es zuhauf und auch die sehnsucht nach eindeutigkeit.

ich richte mich darin häuslich ein.

Illustration aus:Sebastian Brant, Das Narrenschyff

 

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