star trek voyager

oder anstelle: star wars, alle folgen. diversionsmanöver, die nicht sehr gut gelingen. danach liege ich wach die halbe nacht; die angst abzustürzen.

im gebirge der erinnerung ist im augenblick nicht gut sein oder: jedes foto, das ich ansehe, macht mich lächeln und gleichzeitig zucke ich zusammen.

sie hat mir bis zum schluss nicht gesagt, was die ärzte ihr anfang september gesagt haben, sie hat es niemand gesagt. und ich habe so getan, als ahnte ich nicht das schlimmste.

so hat sie eine verrückte hoffnung gegen allen verstand aufrecht erhalten. wenn nicht für sich (das gewiss auch), so jedenfalls für uns alle, die um sie waren.

sie habe noch zu tun, hat sie gesagt.

wir haben noch über dinge gestritten, waren nicht einig, ob der heiler, von dem sie sich etwas versprach bis zuletzt, noch kommen sollte. Dann sterbe ich (wenn er nicht kommt) hat sie geschrien, drei tage später hat sie aufgehört zu atmen, manchmal hat sie noch die arme bewegt, wie ein vogel, der wegfliegen will. sie hat nichts mehr gesagt, sie hat noch einmal die augen geöffnet, es gab keine worte mehr.

dass sie sterben soll, hat mich beinahe um den verstand gebracht. ich habe sie gepflegt und habe nichts mehr gedacht. ich habe erst gesehen, als das unausweichliche unausweichlich war.

Ihr TOD war so gross, dass ich nicht mehr gezählt habe. nichts hat mehr gezählt oder irgendeine bedeutung gehabt, ausser dem, was zu tun war. am ende konnte ich auch das nicht mehr und andere haben es getan.

Ihr TOD hatte etwas überpersönliches, eine überlegene kraft nahm alles mit.

einen augenblick lang stand die welt still.

in diesem augenblick habe ich nichts gefühlt und nichts gedacht.

einen augenblick lang habe ich einen raum, der kein raum war, hinein geschaut. oder er hat sich für einen moment geöffnet, und weitete sich aus und war frieden und ruhe und sanftes fortschreiten und ausdehnen nach allen seiten. dort war sie, dorthin ging sie, sie war es selber, hochbewusst  und klar und erfüllt von einer sanften freude, sie war diese freude selbst.

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Karl Ballmer

und danach meinte sie, ganz ohne worte und doch sehr deutlich, es war spürbar am ganzen leibe, ich solle mich nicht hinein ziehen lassen in ihren tod und mich dem leben zuwenden. deutlicher hätten keine worte es gesagt. und auch dieses gefühl breitete sich aus. und half doch nicht, denn ihr fehlen ist ein schmerz auf der haut und in allen sinnen und dieses fehlen breitete sich ebenfalls aus seit beginn der krankheit und wuchs, bis es ein schmerz war, der nachts nicht einschlafen lässt und du hast vergessen, weshalb.

nichts von dem, was ich meinte zu wissen und zu glauben, hat davor bewahrt.

und die wucht, die von ihrem tod ausgeht, noch immer, beginnt mich zu erfassen.

hilft nichts? ein wenig hilft die kälte auf der haut, beim herumgehen draussen, die kalten steine unter den nackten füssen, wenn ich die morgenzeitung hole, das kindergeschrei im haus, der wind nachts um drei, der regen und dann doch, so abwegig es klingen mag, jedenfalls für momente, star trek voyager und star wars, alle erreichbaren folgen, auch wenn sie selbst darin vorkommt, dessen bin ich mir sicher.

 

 

 

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