Ohne Schönheit ertrüge ich das leben keinen augenblick. manchmal muss ich genauer hinschaun in all der hässlichkeit, die sich spreitzt ;;; das noch leuchtende gefieder des toten vogels.
nichts über das seidige dunkelbraune haar maries, das geblieben war. ich wusste nicht nur vom lesen, dass schönheit weh tun kann.
die szenerie: du gehst durch die grosse alte stadt, mehrere tage lang und merkst, nicht nur im untergrund, dass du besser die leute nicht zu lange anschaust, am besten gar nicht, nicht ins gesicht, nicht in die augen jedenfalls, fluchtblicke, kampfblicke, panik und angst, das siehst du und enthälst dich / ich möchte niemand erschrecken oder reizen. nur in der nähe der kneipen, cafés und restaurants geht es, leute länger anzusehen, als nötig, aber auch nur den und die, die fragen nach deinem begehr, in hotels auch, wo man so tut, als gehörtest du nun dazu.
nach einem tag schon fühlte ich mich eingesperrt mit meinem blick, dem käfig-, scheuklappenblick. ich kam mir outdated vor, ein hinterwäldler des blicks, ein provinzklaustrophob.

deshalb, wenn man mich fragt, was hast du noch in erinnerung von der stadt, der schönen hässlichen?
bauten, strassenzüge, sage ich dann, plätze, menschenmengen im marais, wunderbare ecken, museumsschiffe, das schwarze abgestufte wasserspiel davor, die invalides am frühen abend, menschenleer, das orangene licht,, der abgefetzen mann auf der bank, der kotzt sich aufs hosenbein und alle gehn vorbei, ich aber seh’s genau, hinschaun, trottel aus der provinz, überrascht der blick an unbekannten stellen der stadt, metrofahrten und stoisches starren an die decke, in die ecke des gefährts, an augen und gesichtern vorbei / würd ich’s lange aushalten hier?/ und dann aufeinmal:
Palais Tokyo
der befreite blick, mitten in die modeschau, die schöne gestylte eitelkeit, bunt aufgeputztes volk, gezeichnete gesichter, augenpaare wie sternenhimmel, verkleidungen, überhaupt erst kleider, pralles leben, kameras, fotografen blitzen / seht her, hier komme ich, hier bin ich und dreh mich um mich selber / und endlich endlich darf ich schaun und mustern, blicke kreuzen mit völlig unbekannten bekannten, die gesehn, bewundert werden wollen / was bist du für ein schöner mensch und: kleider machen leute und: ich schau dich gerne an / die elegante geste, der verruchte blick, die koketterie und menschen, fraun und männer wie aus dem bilderbuch, die mär von schönheit und eleganz, hier wird sie wahr und ich wünsche mir, sieht so die zukunft aus, das raffinierte spiel in tod und leben?
der, die schauten, waren wenige, gesehen werden wollten viele.
irgendwann in diesem schönen spiel der schönen eitelkeit entstand ein raunen, sogar die, die lautlos schrien, mit allem, was sie hatten / seht her, schaut mich, nur mich allein / sie standen plötzlich starr und still, denn da trat SIE zur eingangstür heraus, geahnt zuerst, geahnt nur haltung, geste, aufrechtes schreiten einzigartig, dann, atemloses schaun, ja, starren, meins, entstand die lücke in der menschen gedrängel um SIE, die sich, o wunder, nun her wandte , gross schlank und dunkelhäutig singulär, und ich, atemlos, … // so eine schöne frau hast du noch nie gesehn, sah ich seither nicht mehr.
dann wandte sie sich ab und schritt davon und ich hatte noch stundenlang den blick in meinem.
werde ich noch einmal durch eine stadt so gehen können, wie ich es mit marie z. getan, wir stadtgeher, stadtgehen überhaupt mit ihr, stadt erschreiten und so verstehn, auch das gibt es nicht mehr und schmerzt wie keines sonst.