„bitte legen sie nicht auf, die nächste freie leitung ist für sie reserviert; please hold the line, we will be with you in a moment.“
das geht so während fünf minuten, ich kann sehr geduldig sein.
was mich erwischt, nach der versicherung, dass gleich jemand mit mir reden wird,was er/sie natürlich nicht tut, ist die plötzliche unerwartete stille vor der nächsten ansage. und wieder und noch einmal und:
sie ist schwarz.
und ebenso unerwartet geht mir auf, in meine trauer um Marie z. mischt etwas anderes sich hinein, was nicht dorthin gehört.
im laufe der zeit trägt man dieses und jenes puzzle stück zusammen und irgendwann denkt man, das ist das bild, es ist komplett und das heisst erledigt, man hakt es ab.
mitnichten, nun stösst mir wieder auf, dass ich nicht ganz willkommen war und in dem zwiespalt bin ich gross geworden, ich brauchte eine wand im rücken, die sicherheit kam nicht aus mir.
die grosse räumliche enge war keine nähe im gefühl. augen, die mich mustern: meine erste erinnerung und darin fehlt das angenommensein, ich spürte keine wärme.
und machte die dinge früh mit mir selber aus. woher die kraft kam ist mir ein grosses rätsel. ich nehme es als geschenk.
kindheit ist meist etwas gemischtes und meine keineswegs nur traurig und kühl, die andere hälfte war voll von tieren, gärten, hecken, wiesen und wald. der abhang zum fluss. die unvergessene freundin und unsre spiele.
und doch, um menschen klein zu kriegen von anfang an, hatte jemand die jenseitshölle erfunden, die einem kind die freude nahm: der reine terror, das feiste genuschel im beichtstuhl, küchenlatein, das urteil: verworfen und verdammt, die hölle ins diesseits verlegt, kindliche visionen von eis und feuer, ohne erbarmen.
vergessen kann ich das nicht. verzeihen? loslassen wenigstens. das bild aus dem achten canterbury tale zum trost/ wie der teufel pfaffen scheisst.
Marie’s tod hat mich durchlässig gemacht, wehrlos und offen und der schmerz des kindes wirft mich nun um.