eine alte freundin hat mir ihre sachen geschickt, bilder von bildern und skulpturen, vielleicht kann ich sie überreden, mir ein bild für meine texte zu leihen. ich möchte dieses bild, genau dieses und kein anderes, mit wörtern aus der unsichtbarkeit heben, an ein tageslicht, ich wähle die trübe beleuchtung eines frühen märztages am meer, ein braun gesprenkelter rasen im vordergrund, gerupft und irgendwie lädiert, eine hecke, ein zaun und dahinter graublau das meer und ein hellerer himmel, der, dem betrachter zu, sich zunehmend verdunkelt. das bild hingegen wie aus einer paralellen welt, vielleicht ist es eine welt der toten, langbeinige geschöpfe, farbig, aber keine aufdringlichen farben, leicht gedämpft,a ber nicht matt und die figuren, die langbeinigen mit der tendenz zur entkörperung, nur andeutungsweise eine dichte substanz, recken die hälse auf etwas hin, ihre gesten weisen dorthin, ihre haltung neigt sich dorthin, beunruhigt, wie flatternd von einer seltsamen inneren bewegung, die sie selber sind (das innen nach aussen gekehrt, verkörperungen desselben, fast schon keine körper mehr oder nur grob noch, andeutungsweise), aber wohin neigen sie sich, wohin schauen sie, recken sie sich, das eben bleibt ausgespart, aber es wird sichtbar in einer art bewegung auf sie zurück, sie sind das, worauf sie schauen, wenn man sie genauer betrachtet, so liest man in allem: sie schauen auf uns und das, was wir anstellen mit einer einst schönen welt. etwas schreit, noch in den schönen farben, den andeutungen, die die bilder sind, etwas schreit in diesem versuch, die andere seite der medaille zu zeigen, wenigstens einen schatten davon, eine spur.
natürlich erinnert man sich an urtümliche ritzungen auf wänden und steinen, es ist sogar eine uralte bewegung darin, nochmals und nochmals etwas zu zeigen, was dem heutigen auge unsichtbar geworden ist, dass sich gleich hinter der dünnen wand nebenan eine welt regt, eine welt, die voller sorge die gesichter her wendet zu uns, deren glanz bei weitem unsere übersteigt, wohin aber der zugang sich immer weiter verengt.
ich sage nur, man muss schauen, nicht gleich die wortmaschine einschalten, sortieren, eine schublade finden, das ist … nein, das ist eben kein schauen, das ist ein gerede. wenn ein bild mit gerede erfassbar wäre, wozu wäre es dann ein bild. also auch hier schauen, und ich rede nur von einer bewegung, die sich in mir tut, wenn ich schaue, mein blick geht unwillkürlich an die wand, die ich gleich neben mir vermute und die keine wand ist, aber anscheinend für viele immer mehr zu einer wird, die begrenzung einer kleinen, einer sehr kleinen welt.