heute morgen in einem seltsamen traum aufgewacht, menschliche beziehungen und geometrische formen, komplex ineinander verschachtelt, und ich suche nach einem schlüssel und es zeigt sich ein haus wie das von eileen gray an der felsigen küste der bucht von cabbé und der schlüssel ist in miniatur wie das haus, eine weisse komplexe struktur und ich bin, im traum, der einzige, der die tür aufschliessen kann, halbtraum oder ganzer, ich weiss es nicht mehr, aber dann gelange ich ins haus und zuerst öffnet sich nur ein raum, den der mensch, der neben mir geht, bewohnt hat und nun einfach nur, weil wir zusammen da sind, öffnet sich ein weiterer raum, er ist nicht von sich aus so gestaltet wie er nun erscheint, es ist unser beider innerstes nach aussen gestülpt und im ersten augenblick erschrecken, ist es auch schön, wohnlich, heimelig oder wars wieder nichts, das denke ich nicht allein, so als sei der mensch neben mir, es ist eine frau, schon öfter enttäuscht worden und nun würde unser beginnen zusammen weitere räume erschliessen, ein haus innen grösser und weiter als die äusseren dimensionen, eigentlich endlos erweiterbar in alle richtungen, aber immer eine art spiegelung dessen, was zwischen uns vorgeht und weder die eine noch der andere allein kann dies bewirken.
wie gesagt, ich weiss nicht mehr, wo ich aus meinem traum hinausgetreten bin in das halb geträumte, es war ein stufenloser übergang und ich lande bei den lektüren der letzten wochen, virginie despentes, siri hustvedt, ursula k. le guin, agnes heller und svenja flasspöhler (das hat angefangen bei julia kristeva und alenka zupančič) und der erwähnung fouriers in einem video (seine imagination der geschlechterbeziehungen hat viel von der geometrie meiner träume). oder das eckige des robert kurz, als platzten luftballons en série.
seither fühle ich mich als existentielles, ja was, loch, nichts, vide, eine stelle, wo doch/etwas/sein/sollte: navigieren auf sicht und ich lasse mich von gedanken gerne verführen, selbst wenn ich zerzaust wieder erscheine und geleert) und seither so seltsam verschachtelte träume, ein beginnen, ein rätselhaftes, eher als ein ankommen.
auch meine lektüren gehen seltsame wege, folgen synchronizitäten und der wirkung von fotos, videos, gesichtern, bewegungen, augen und, ich gebe es zu, kleidungsstücken, eindrücken, wer empfiehlt wen und wie bin ich gerade drauf und was geht mich an.
dann sage ich mir, etwas konfusion oder etliche fragezeichen kann ich mir leisten, ich meine sogar, ich geniesse es, mich verwirren zu lassen von gesichtern, gesten und gedanken, es ist ein lustvolles promiskuöses ineinander.
à propos, gestern bei der betrachtung eines wahlplakats, ein übergrosses, lächelndes gesicht, sagten die augen nicht was anderes als der mund?, kam ich mir vampirisiert vor, angesogen und dirigiert und ich sah mich schon neben einem namen ein kreuz machen und das war keine nette erfahrung.
dann lasse ich mich schon lieber in ein buch hinein locken, ein delikates sinnliches erlebnis, ich spüre gute gedanken körperlich, ich sage nicht wo, denn es ist nicht eindeutig lokalisierbar, eher das panerotische einer brillanten gedankenwelt und ich muss nicht alles gut finden, aber mehrmals hatte ich das gefühlsbild, ich gehe mit der betreffenden person an einem fluss unter bäumen entlang oder sitze an einem meer auf steinen, der wind und die wellen, manchmal auch an einem hang unter einem baum, das gras braun und trocken und der duft, das summen und sirren eines sommers: wir reden, denn ich empfinde im guten fall lesen als reden eines andern und ich höre zu, spüre meine inneren regungen, fragen tauchen auf, werden beantwortet oder bleiben in der schwebe, gedanken bekommen langsam aber gewiss einen körper, eine stimme, eine bewegung, ins leere oder ins bedeutende. ich werde selten enttäuscht, wenn ich solche wege gehe und eine/einer neben mir.
eine weile verschwinden und anderswo auftauchen, an flüssen und meeren der erinnerung, seltener ist es ein raum und zwei espresso tassen und gemurmel am nebentisch und gelegentlich blicke.
ein verschwinden in einen traum und sie erscheint, marie, kein genaues bild, nichts fotografisches, das leben mit ihr ein komplexes arrangement, eine durchsichtig feine funkelnde tönende struktur und gleichzeitig ein sinnliches (auch ein schmerz). die erschliessung immer weiterer räume und deren farbe und landschaft (das hat nicht aufgehört, aber nun abstrakter: wie ein bild von leger oder malevitch oder lieber doch klee?), eine nicht endende erkundung, ein gleiten, ein driften auch, einmal angedacht läuft es von selber.
hi
habe einen text gefunden in der zeit aus einem buch über praemortale anmerkungen einfacher leute.
„Es war ein gutes Leben (…) Es war ein erfülltes Leben. Ich hatte zwei wunderbare Ehefrauen, Beth und Pauline, und neun wundervolle Kinder: Marsha, Linda Theresa, Bruce, Donna, Jennifer, Bijan, Jim und Kurt. Wir haben neun Urgroßenkel in dieser Familie. Um ein gutes Leben zu leben, habe ich versucht, der Philosophie meiner Mutter zu folgen, und habe ihr auch ein paar Dinge hinzugefügt:
1. Wache jeden Morgen auf und danke Gott für gestern. Danke ihm für all das, was dir gegeben wurde und bitte ihn für heute um Hilfe. Bitte ihn auch darum, dir zu helfen, das Gestern zu vergessen, es ist vorbei. Gestern ist ein vergangener Tag. Heute ist neu.
2. Vergiss gestern – lebe heute.
3. Liebe jeden, den du triffst, egal, wer sie sind oder was sie tun, versuche sie zu lieben und versuche ihnen ein Gefühl der Liebe und Akzeptanz zu geben.
4. Übernehme Verantwortung für dein Handeln und deine Worte. Es ist wichtig, dass du andere nicht für deine Fehler verantwortlich machst. Wenn du etwas Schlechtes sagst, etwas Schlechtes tust, akzeptiere das. Wenn du jemanden verletzt, bitte um Vergebung.
5. Sei nett zu Menschen. Nimm sie so, wie sie sind und nicht, wie du denkst, dass sie sein sollten – wer auch immer sie sind, so sind sie. Mache sie zu deinen Freunden, wenn du kannst. Und je mehr du deine Freundschaften stärkst, desto glücklicher wirst du, das garantiere ich.
Wenn du all all diese Worte meiner Mutter befolgst – übrigens, ihr Spitzname war ‚Nana‘, – dann wird dir das ein schönes Leben bescheren. Vertrau mir, es funktioniert! An alle: Befolgt die Weisheit meiner Mutter, sie wirkt!“
ich weiss nicht, ob es hier passt. wahrscheinlich nicht. ich schicke es trotzdem.
was zu mir spricht in deinen texten, die mahnung meine noch lebende partnerin intensiver zu spüren. und das tut gut. das hilft dir nicht, aber so what.
jeder stirbt allein und lebt auch meistens allein.
ich schlage vor du ziehst bald mal wieder um in ein neues haus, mit weiten ausblicken.
michael
LikeGefällt 1 Person