man kann natürlich auf sich aufpassen. dann gibt es keine seelen einbrüche, wenn man von einer reise zurückkehrt. das war ein fehler? es schien eine öffnung zu sein, auf menschen, landschaften und all die wunderbaren einzelheiten, das sitzen im schatten einer überwucherten veranda; das speisen hoch über dem fluss und die gedämpften gespräche an den nebentischen, ,die gassen, die hügel, der see und die fahrten in zug und auto und gar das neue, das eingetroffen ist (nachwuchs, ein weiterer enkel).
wenn alles so einfach wäre. das flanieren in der altstadt (von zürich), man schleppt sich selber mit sich, ich meine das seelische drumherum, die grundstimmung, aber sie ist hier leichter, erdrückt mich nicht so.
obwohl, der filter bleibt, die menschen und die dinge sind wie weggerückt, selbst wenn sie ganz nah sind, die erlebnisse,erreichen sie mich ganz? aber es ist erträglich, ich bin zugänglich für ein lächeln , eine nettigkeit, einen höflichen satz, das immerhin. natürlich denke ich öfter an sie oder vielmehr ich spüre in allem ihre abwesenheit. um es genauer zu sagen, dies alles ist nicht da und doch da (im fehlen): ihr körper neben meinem beim gehen, beim sitzen, ihre stimme, ihr anblick, ihr gesicht vor allem und wie sie sich bewegte, wenn sie lächelte und sie lächelte oft, wenn wir unterwegs waren, sie liebte das unerwartete, die entdeckungen und manchmal einfach nur das stille nebeneinander gehen am see und später redeten wir. die welt ist seither seltsam stumm geworden, sie redete mit ihrer stimme. die welt ist seltsam geschrumpft, sie ist enger geworden, manchmal ertappe ich mich bei gesten, die erinnern an ein eingesperrtes tier, das ruhelose hin und her, die verlorenheit inmitten des sogeannten prallen lebens.
ihren tod erlebe ich wie eine krankheit der welt und ich merke, wenn ich einen bericht lese über die radioaktive kontamination des pazifiks und die krebsgeschwüre, die man zunehmend an fischen findet (an den us-kanadischen küste) , dann erblicke ich ihren von der krankheit geschundenen körper. seltsam denke ich dann, es gibt also doch dinge, die mich treffen, die mich erreichen in meinem allerinnersten und mir weh tun.
wenn ich durch die strassen gehe, dann tun alle so, als sei alles in ordnung.

als ich zurückkam von meiner reise, die welt scheint in ihren provinzen noch intakt, aber ich würde nicht darauf schwören, war hier der wahlkampf für oktober schon angelaufen, medienträchtige gesten überall, scheingefechte, an den haaren herbeigezogene polemiken, die debatten irgendwie frivol und leichtsinnig, kindisch fast angesichts …
anfangs dachte ich, du allein siehst überall den tod und die von krankheit zerfressene welt, alles privat und geht nur dich an und auch du kommst schon noch darüber weg.
ich habe mich abgefunden mit meiner zuschauerrolle und vom zusehen zerstieben die illusionen, manchmal muss ich mich zwingen, die augen und ohren nicht zu verschliessen, ich denke, mit unseren eingefahrenen meinungen und reflexen fahren wir an die wand.
ich sage, was ich denke, nur noch, wenn ich danach gefragt werde. ich frage mich selber und zögere mit der antwort. im blauen sonntagshimmel anfang juni sehen die flugzeuge, die an meinem dachfenster vorbeiziehen, richtig putzig aus und autos rauschen manchmal wie die wellen eines seltsamen meers. ich will niemand seine illusionen rauben, nicht einmal mir selber, aber ich rühre keinen finger, wenn sie sich vor meinen augen verflüchtigen.
die reise wie gesagt hat alles noch schlimmer gemacht, ich hatte mich bemüht nur noch das schöne zu sehen, es ist eine vertrackte übung, neben graublauen rollsplitt vorgärten noch eine rose zu würdigen, ein unkraut mit kleinen gelben blüten nicht zu übersehen oder das hartnäckige grüne kraut an einer einfassungsmauer, ganz zu schweigen von den endlos geparkten blechhaufen, die gottseidank still sind, für einen moment. mir tut die neue stadt in den augen weh, aber das ist, so höre ich, kein kriterium für modernen wohnungsbau, manchmal beobachte ich mit genuss, wie gleich nebenan die natur wieder in ihre rechte eintritt (auch wenn ein schönes altes haus verkommt). der himmel sieht wie immer aus, ungetrübt von meinen komplizierten zuständen, es gibt wolken und sommerhochblau über den bäumen im garten, die rabenkrähen beginnen, wegen dem reifen der kirschen ein riesentamtam zu veranstalten und die katze duckt sich am gebüsch, in dem eine gelbmeise raschelt.
ich studiere die anzeichen des verfalls.