bei der frage, was wäre ein adäquates weihnachtsgeschenk (oder geschäft, ist das nicht das gleiche, liebesersatz, daumenlutschen des festivus festivus und weihnachten, was ist das) komme ich auf … roboter, er geht, ja, er springt, tanzt tango (die grundschritte) und sagt dazu, echt robotisch: fuck humanity (in mehreren sprachen, russisch, amerikanisch und mandarin, neuerdings auch französisch).
abgebrüht bin ich nicht, leide eher an sentimentalem gefühlsüberschwang, aber keineswegs himmelhoch jauchzend zu tode betrübt. ich weiss nicht, was mich am montagmorgen gepackt hat, dabei regnet es doch und also die schöpfung (in meinen augen) wieder einmal rundum gelungen (an solchen tagen bin ich ein gläubiger mensch und lausche den regengebeten, sanftes beginnen und steigerung, allmählich, zum trommeln und orgeln auf dem dach und meine andacht, meine meditation, im sommer dachte ich einen augenblick lang, und wenn es der letzte wär).
ich bin diffus aufgebracht, vorweihnachtlich sozusagen.
die verwandlung der welt in eine commodity ist nicht schön, aber real, und selbst die liebe, die liebe, sie ist eine himmelsmacht, ist am wanken, ich gebe dir, du gibst mir und wehe die balance ist gestört, die blosse vorstellung, man liebt und kriegt nichts zurück, ich meine, man fragt nicht danach, läuft in einem anderen modus, kein geschäft auf gegenseitigkeit, kein kantsches zum gegenseitigen gebrauch der geschlechtswerkzeuge (ein haupteinwand gegen kantsche filosofie), nur ein geben und kein gedanke an einen retour. ich meine, die erfahrung zeigt, es gibt einen, aber nur, wenn man nicht hinterher jagt wie eine verlorene seele.
geschenke habe ich besorgt, manchmal war es wie eine messe, die freundlichen sätze, „hier haben wir noch“, und „das modell ist sehr schön“, feierlich die griffe in regale und an kleiderständern genestelt, der kritische seitenblick auch: ist es wirklich ein reuiger käufersünder oder nur ein“ich überleg’s mir noch“, endlich dann der klimax an der kasse, der preis wird genannt, die karte gezückt, es ertönt der heilige stillschweigende gesang des passcode, sesam öffne dich an den virtuellen kassen, der austausch der zettel, „wollen sie…“, „brauchen sie den beleg…“.
(der regen inzwischen gesteigert zur symphonie (ich muss das erwähnen), ein deutliches orgeln darunter, anhaltend, anhaltend, das reine glück)
die überreichung der einkaufstüte sodann, das lächeln und „einen schönen tag noch“ und „kommen sie bald wieder“ (dies unausgesprochen natürlich).
mich erinnert das, entschuldigung, an das hin und her vor dem altar, die gesten und beugungen und der höhepunkt, die wandlung von geld in ware und umgekehrt, die heilige transubstantiation des sich verwertenden kapitals, der gott tritt in erscheinung und vor der tür schon die zweifel, die fragen. meine enkelinnen zögern keinen augenblick, die stirne zu runzeln, fassungslos in tränen auszubrechen, denn der schenkende hat völlig daneben gegriffen. man rät richtig, wenn man sagt, marie fehlt dem, sie hatte den treffenden geschmack, den praktischen sinn, wusste dies und das, ich dagegen bin nur ein geschenkeignorant und ich glaube nicht an weihnachten, ich weiss schon, der funke in der finsternis, aber das ist noch was ganz anderes (meine frühe kindheit kannte noch keine strassenbeleuchtung, aber richtige nacht und dämmerung und sterne und funkeln am himmel und die schrecknisse der finsternis und das gruseln um den friedhof in der mitte des dorfs (von einem der auszog) und die freude am (sie lesen richtig, kein versprecher bitte sehr) heiligen licht und der weihnachtsbaum brennt, mein vater hatte ihn im walde mitgehn lassen und es fragte keiner danach).
von nostalgie, gar weihnachtlicher, nicht die spur, nur die hoffnung oder besser der gedanke, nachdem wir die regale leer geräumt haben, ich meine die welt, kommt vielleicht wie aus dem nichts, aus dem nichts also, die besinnung, dass es etwas gibt, das zählt, aber seelisch, gedanklich und körperlich, richtiges sinnliches in der welt sein als gefühl für die welt und verantwortung statt warenausweichmanöver und schiefe umschichtungen in seelenhaushalten.
einfach: zählt vielleicht sowas wie: zusammen sitzen und reden, erzählen (das auch) und lachen (meins und das deine (das ich vermisse, aber im regen noch ahnen kann): das geschenk an und für sich und geschenke überhaupt: der anblick von freude auf dem gesicht des beschenkten.
eine woche vor weihnachten letzten jahrs ist marie gestorben.