es war, als hätt der himmel
die menschheit endgelagert. – Wulf Kirsten, Zur Weltordnung
langsames heranpirschen an den tag, der wind jagt die wolken, den regen, wirft ihn aufs dach, der kamin tönt – erstaunt fast (ich), der café ist vom zeitungslesen bitter geworden, manchmal frage ich mich, ist dies hier eine simulation und jemand amüsiert sich köstlich, unser zappeln im netz, unsere linkischen gesten, unsere skurrilitäten, unser jagd nach glück und unser unglück, und was wir angerichtet haben und wohin wir den laden steuern, wieder ein bericht über den katastrophalen zustand der erde. und, wenn ich die jüngsten entscheidungen betrachte, die der letzten zehn jahre allein, und jemand verwendet den begriff eliten, dann stösst es mir sauer auf, (deswegen ist der café auch so bitter geworden, dumm(pf) wie bohnenstroh, sagte man bei uns zuhause (man muss kein prophet sein, um das zu sehen)). das klima, denke ich weiter, ist auch nicht politisch korrekt, aber die animosität, mit der man heute aufeinander losgeht, bewegt sich auf den rand zu, wo es knallt. langsam baut sich in der strukturellen konstruktion eine spannung auf, wann reisst das ding. in extremen situationen zeigt sich sehr schnell, was aus dem sozialen kitt wird, der zivilisatorische lack ist dann schnell ab.
das kann man an sich selber studieren. man hat ein gepflegtes bildungsbürgerliches kapital, poetisch umrandet, filosofisch verziert, dann aber kommt ein einbruch, wie der tod der geliebten zum beispiel, belastungsprobe, das ding reisst, nichts hilft, man wird zurück geworfen auf elementare lebensreflexe, die zeigen, dass die eigene stunde noch nicht geschlagen hat. aber auch das ist sehr relativ, wenn ich bedenke, welch eisernen willen marie z. bis zuletzt manifestierte, wie sie noch kurz vor dem ausgang so überzeugend plante und voraus schaute, ich musste ihr einfach glauben, ich wollte es (mein ausweis für meine erfahrungen).
das allerschlimmste ist, alle, die hätten wissen können, was ihre entscheidungen für folgen hatten, sie haben versagt, sie haben sich in ihrer eigenen konfusion (ihrer gottverdammten position in diesem kapitalistischen …, (ein hühnerhof dagegen ist eine ganz rationale angelegenheit) verheddert, was wir nun sehen ist das kollektive stolpern, und dann wird die frage, wer marschierte vorne (eine reine façon de parler, der generalstab ist noch nie vorne marschiert, mais s’est planqué en lieu sûr, während das kanonenfutter…) und wer trottelte nur mit, halbbewusst, ahnungslos oder schon unter anästhesie, völlig belanglos.
deshalb. was bleibt einem. die frage wieder einmal
deshalb. was bleibt einem. die frage wieder einmal nach der lektüre der gazetten, meist die gleichen schlagzeilen mit leicht variierender interpretation, untermischt gelegentlich von nicht so gewissen fakten, dann hilft man ein wenig nach, aber die blindheit und beschränktheit der tonangebenden kreise? morgens anhaltendes kopfschütteln. die börsen in leichtem aufwind, die unfehlbarkeit des papstes macht schule, es gibt immer mehr anwärter auf reinen wahnsinn, zum unfehlbaren dogma erhoben (denkfaulheit en gros oder sind die einfach so …) aber die maschine läuft, der markt, die preise steigen und wer soll davon leben?
wenn man wissen will, wie heute in gewissen kreisen gedacht wird, studiert man am besten die reaktionen auf die gelbwesten. gewalt? furchtbar. brennende autos, der weltuntergang, aber die alltägliche gewalt gegen leute, die noch immer in dem alten kampf ums dasein gefangen sind, das ist normal. mehr als normal, das gehört sich so?
es ist obszön.
ich denke mir dann, es hat mit einem mangel an emotionaler intelligenz zu tun, trotz viel geschrei, an einfachster sensibilität (das eigentliche schwarze loch, um das wir uns drehen), von fürsorglichkeit, von zugewandtheit, me first und der rest in den untergang, nur einer kann gewinnen? banale klassenreflexe! wer hat, beisst jeden habenichts weg, hat das endrennen begonnen, jeder gegen jeden? oder einfach nur grimdark, aschengeschmack im mund?
…
the opposite of grimdark is hopepunk. – Alexandra Rowland
dazu/ alles, was man wissen will/kann: ich setze den link ihres letzten essays her (auf einer gamerseite), ehrlich, ich finde es gar nicht so blöd, was die Rowland sagt, auch wenn meine eigene lesart vielleicht radikaler ist, sein ding tun, angesichts dessen, was läuft, ohne illusion, aber ziemlich entschlossen, selbst wenn es ganz und gar hoffnungslos ist, eine art von sturheit bis zum ende (ich nenne sie nicht mal heroisch, es ist einfach das, was zu tun ist und dass eine menschenfreundlichere zukunft möglich ist, daran festzuhalten und selbst, wenn es erfolge gäbe, die sind immer nur vorläufig, und resignation ist einfach nur langweilig.)
was bleibt uns (mir) denn anderes übrig.
