was ist nähe

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verwandeltes schauen, das häufchen vermoderter blätter am eingang, der zugefrorene gartenteich, der ausweis einer unbekannten am briefkasten, 1935 geboren, nicht auffindbar in den verzeichnissen und ich stelle mir vor, da ist jemand aus allen registern gefallen, geistert in zwischenräumen, in nischen und spalten des alltags und keiner weiss davon. wie viele verlorene gibt es?

auch ich wandle inzwischen in anderswelten, in rissen an einer wand, dort verschwinde ich regelmässig in andere zeiten mit marie z., sie ist jung und wir lachen; oder ich halte mich an haselsträuchern auf, an hollundern, dort, wo die alten zugänge vermuteten zur anderswelt, zum jenseits. überhaupt warte ich.

wie jemand gemeint hat, der totenwelt dürfe man sich nur auf zehenspitzen nähern, ich nähere mich gar nicht, von mir aus tue ich nichts ausser warten; zu sehr habe ich angst, wenn ich selber frage, missverstehe ich die antwort. man ist sehr schnell zu begierig.

es ist wie gehen und gleichzeitig hörst du die schritte nebenan, jedenfalls nicht hier.

sich selber als scanner verwenden, als seismografen, die leichten veränderungen, differenzen, besonders nah fühle ich mich in tälern, wie dem soeben durchquerten. was näher? eher wem. keine frage. ich warte unterwegs auf antworten, tue so, als sei ich gar nicht gespannt, manchmal ist die angst ein schlüssel und die tür? überall möglicherweise. und wohin? ich warte, ob etwas anklingt oder resoniert oder wenn ich die taltreppensteige hinauf gehe, irgendwas mir durch den kopf geht, am liebsten die reine freude am steigen (in beinen und brust), dann weiss ich, warum ich ausgerechnet in dieser stadt wohne, sie lässt mich nicht los oder eher noch, ich lasse mich gerne fangen.

ich weiss, ich weiche aus, ich entziffere gerade eine andere sprache, in der annahme, ich kann die welt verstehn und die welt, das ist sie.

immer suche ich auf umwegen, selbst bei meinem anarchischen studieren von seltsam radikalen palimpsesten, lieber als lauwarmen, ob sie nicht an einer ecke, überraschend, auf mich wartet, mit einem satz, den sie gesagt haben könnte. den sie gerade sagt. den wir zusammen gedacht haben. es gibt sätze, die überleben alles.

„lassen wir experimentell das urteilen ruhn“

es gibt tage, da sage ich mir abends, heute war sie näher denn je und an andern war sie sehr weit weg. aber immer in dieser spanne, in der ich mir einbilde, noch vorhanden zu sein.

wenn ich eine espresso tasse an die lippen setze, denke ich fast immer daran, wie sie und ich, wie wir fünfzig meilen herum kurvten, um den zonen des muckefucks (1) auszuweichen, der einem so ein durchnässtes gefühl hinterlässt, und es gibt keine zeit dazwischen. der espresso denkt sich in mir, körperlich, da muss ich nichts hinzu tun und wie ich verlässlich weiss, denkt er sie mit, ihr unverwechselbares parfum.

was ich lese und sehe, nehme ich hinein, ihrer devise am ende getreu: lassen wir experimentell das urteilen ruhn, ich tue es in der erwartung, die weltstunde enthüllt sich umso deutlicher (wieviel uhr hat es uns geschlagen), eine summe, aber geduldig und zäh.

studieren tue ich traktate zur veränderung (ohne alternative und entwicklung ist sie nicht denkbar, beim besten willen nicht, wenn ich halt mache, um aufzuhören, verliere ich sie endgültig).

(1) https://www.berlin.de/tourismus/berlinerisch/4528206-4528094-muckefuck.html. oder https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffeeähnliches_Getränk (für ganz genaue); „eigentlich“ meine ich nicht muckefuck = caféersatz oder getreidecafé sondern blümchencafé aka amerikanischen aufguss (brrrr).

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