windregen wirft sich aufs dach, trommelt zart, prasselt wild, ebbt ab und an, heftiger und sanfter und das grau mit dunkleren tupfern flieht.
die sehnsucht unterm regendach. wind setzt an zu einem donnern und hört kurz davor auf, beginnt von vorn, regen platzt aufs fenster. rauscht, kurz. ebbe und flut
eine alte liebe, der regen, von der sintflut her, ein schuldiges gefühl, und wenn er nicht mehr aufhört.
ich sehe mich den mantel anziehn und die stiefel und die regenböe im gesicht spüre ich schon. sauber gespült die welt. „und an den küsten – liest man – steigt die flut“ (1)
arche noah – wir?
regentanz – im fenster blitzt es an den rändern, prasselt.
was tut der regen. (2)
mit marie im gewitter wald, donnerblitz, krachend regennass bis auf die haut, wir kinder und die eltern wissen nichts davon.
regenhypnose. still sitzen, ganz regenohr, nur reglos, es kribbelt, schöner noch ist regen im gesicht, regenpfützen unter den schuhen, nasse hosenknie, welt regengestrichelt, regenumhüllt, fast geborgen.
eingesponnen in regenwindgeräusche, das obere saussen, das untere plätschern.
ist regen gut oder schlecht. im online search: der saure regen.
it is raining cats and dogs.
il pleut à verse; il pleut à vache qui pisse.
es giesst.
es hört nicht auf, wind jagt regen.
es regnet, es horcht, es fühlt, denkt: regen und windgemurmel, lauter disput, ruhiges besänftigtes gespräch, hin und her regen-wind worte, regen schwall wind stösse, dunkel aufs dach. ich schweige.
sogar jetzt die vorstellung: lesende marie auf der couch, manchmal lächelndes zunicken, kein wort, ein sanft verblassendes bild und in der ferne ein farbenfrohes sein, ein utopia.
es wird einmal sein. regengespräche: über macht und frauen (regenwindgeflüster: die frauen übernehmen).
steigende windstärke fegt regen gegen die schräge.
im regen ist alles denkbar.
(1) Weltende
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.
Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
Jakob van Hoddis 1911