was für ein kind ich war

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also noch ein wenig herum sitzen und sagen, mehrmals hinter einander: was mache ich hier, himmelherrgottsakra, und nochmal, scheissdiewandan. von links knackt es manchmal, von rechts ein extravagantes summen, dessen herkunft auch nicht klar ist. dazwischen ich als hörer.

ich tue so, als sähe ich das durcheinander nicht.

ausserdem: café trinken am morgen ist eine durch und durch sakrale angelegenheit, ich reise zuweilen in die vergangenheit  zu meinem Vater, der schon den café schwarz trank und zu uns beiden, unseren verrückten caféfahrten auf reisen zum nächsten expresso, einmal waren es 50 meilen.

in der mitte der aufgebauten regale klafft noch eine lücke, die auf eine falschmessung zurück geht und die öffnung für die steckdose ist zu weit auf die linke seite geraten.

fast bin ich enttäuscht, dass die schrauberei jetzt ein ende hat, denn nach einem muster, immer dem gleichen, etwas tun hat einen eigenen reiz, mir fällt dann chaplin ein, modern times und die roboter in werkhallen, clean, präzise und kalt.

vorher habe ich beim café zeitung gelesen, das verpasst mir frühmorgens die nötige dosis melancholie.  über die sadomaso szene, die noch immer im hinterzimmer stecke, so die autorin, und übel beleumundet sei (spiegel online) und die präsenz chinas in afrika (zu dem thema die newsletter von Quartz).

also online mässig schon sonntagmorgens über den tellerrand unterwegs, aber sonst.

eine seltsame scheu hält mich zurück das wohnviertel zu erkunden, brötchen beim bäcker zu holen wäre doch eine gute idee. aber ich zögere, sitze in meinen vier wänden wie in einem schneckenhaus. würde schon hinaus, könnte ich das haus mitnehmen.

das darf man doch sagen, dass die wohnung eine schutzzone ist, ein exterritorial schwebendes gebilde ausserhalb, ma bulle, mon refuge.

macht zeitunglesen schutzbedürftig? umzüge sowieso, jeder schritt vor die tür ein wagnis. das erinnert mich an die trennung vor vier jahrzehnten, da überredete ich mich dazu,  vor die tür zu gehn, und nun denke ich  daran, was ich für ein kind ich war, das geht noch immer mit mir herum. und die welt war sehr seltsam. aufgehängt in ein endloses, endlos weites.

inzwischen deute ich die  unbekannten geräusche im haus, schritte im treppenhaus, diskret, ein scharren in der wohnung oben drüber, von ferne, von unten her klappern einer waschmaschine, weil die kellertür offen steht. jemand trampelt oben sportlich herum, ein erkennbarer rhythmus.

zwischendurch die neue sachlichkeit, junge, die statt zu polemisieren (wie politiker) und zu beleidigen (wie präsidenten) zur sache reden, fakten statt fakes.

und schliesslich: in das alleinsein mischt sich die klage, gerichtet an nichts und niemand, gemeint: sie, die ich gerade, soeben, in diesem präzisen augenblick, so heftig VERmisse.

dann sitze ich da und bin nichts als genau das.

dann geht es vorüber, wenigstens so, dass ich aufsteh und tue, was zu tun ist und ansteht.

MINOLTA DIGITAL CAMERA

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