
sturz in den herbst, selbstporträt als cake aux oranges. das ist nicht sehr originell, von Elfriede Gerstl „Selbstporträt als Zitrone“. man ist, was man gerade wahrnimmt, also den geschmack des cakes auf der zunge, herbstgärtliches, unregelmässiges geklopfe auf dem dach, fallendes blatt, meist gelblich, ich bin auch kein anderer, sondern expresso aus dekorierter tasse oder eben cake mit stückchen von oranges confites, wie gerupfte birken auch und temperatursturz mit avis contraires (zur pandemie, von epidemiologen, maskiert/unmaskiert).

kein wunder, wenn man dann die augen schliesst und die ohren verstopft , bleibt man seltsam leer.
gestern noch kam ich mir in meiner verdutztheit als alter bekannter entgegen, leicht irritiert, weil ich maskierte nicht sogleich identifizieren kann. die leichte verwirrung um unsere begegnung herum beschrieb sehr genau meinen inneren zustand beim betrachten der collagen an den wänden. was will man mehr, sagte ich mir zum trost, wenn man beim betrachten von kunst fragezeichen erlebt, gross, fett gedruckt und nicht kursiv.
und wenn wir schon dabei sind, wenn man sagt, ich ist eine vielheit, wer stellt dann die vielheit fest und wer garantiert den müheslosen übergang von einer figur zur andern und wer fühlt sich nicht etwas überfordert bei so vielen.
der weichensteller (von einem ich-fragment zum nächsten und zurück oder weiter zum übernächsten) und ein anderer, der ich-beoabachter?

was treibt uns voran? von einem (ich) zum nächsten (ich). ist unser blick friedlich, liebend oder von vorneherein als unser geschichtlich und aktuell bestimmter blick aggressiv, erobernd, abschätzend (wieviel kubikmeter wozu verwertbares holz etwa), witternd verwertend (wozu können daten verwendet werden, zur voraussage von verhalten oder zur optimierung von gesichtserkennung, wieviel kapital lässt sich woraus schlagen) gewalttätig, kolonisierend, unterwerfend. und in solchem schauen (eher: blicken) schon die entsprechende tat, schon das bild des vorwärts schnellens.

am besten keine schneise durch den garten schlagen, allerhöchstens den rasen umgraben, um rosen zu pflanzen.
der herbst ergreift einen, sickert ein. man sucht sich instinktiv zu versichern, dass der stapel an büchern reicht, für alle fälle.
die frau hat mich vielleicht irritiert, psychologin ihres zeichens, es gäbe etwa für wut keine kulturell invariante körperliche entsprechung, diese variiere eben, gefühle seien kulturell konstruiert. was da sei, invariant: eine skala von erregungszuständen von kaum bis sehr und eine zweite von sehr angenehm zu sehr unangenehm. wir seien daann eben gewOhnt etiketten darauf zu kleben, was die erregung kulturell in eine bestimmte (blick) richtung lenke, etwa die aufregung vor einer prüfung zu angst vor versagen oder im gegenteil zu stärkerer fokussierung und aufmerksamkeit.
man könnte daraus einen gewissen freiheitsraum erschliessen.
dass wörter keine neutrale wirkung haben, wenn man sie auf einen gemütszustand bezieht ist klar. oder? man kann sich selber mit wörtern ordentlich reinreiten. sage ich mir.
was das zu tun hat mit dem thema? (thema?) die oben angedeutete ich-verwirrung, leichte erregung, etwas unangenehm, regt an, verwirrt produktiv oder bringt einen so durcheinander, dass man an sich verzweifelt, wer auch immer das ist. und das ist es ja. wer ist das, mit dem man da täglich zusammen lebt. seltsame entzweiung.

jemand sagt, das subjekt jeder perzeption in jedem menschen sei die welt, die sich selber wahrnimmt, wenn Meyer, Müller und Schmitt das nicht wüssten, so liege es daran, dass sie andere daseinssorgen hätten.
warum beruhigt so ein gedanke meine verwirrung.
entlastung vom ich.
alles geklaut (ich gebs ja sofort zu) oder inspiriert von: Elfriede Gerstl, Klaus Theweleit, Karl Ballmer (die passen nun gar nicht zusammen) und dem anblick des herbstgartens mit cake à l’orange und expresso, auch von gesichtern im netz, redend (von: covid und nichts anderem und noch mehr davon, widersprüchlich, natürlich).
