dunkelgraue wintermäntel in davos

eine formation rabenkrähen über den kaminen in grosser Höhe. trotz des regens, der seit heute nacht nicht mehr aufgehört hat. die elster wippt mit dem schwanz auf ihrem stammplatz und ich wundere mich.

nicht nur über mich und mein seltsames erleben des regens, mein geheimer verbündeter;  nein, heute morgen auch über die kühle zurückhaltung im gesicht der charlène von monaco, in das ich mich eine weile vertiefe, was für ein mund, denke ich, und der lässige gang erst, den ich auf dem foto in der morgenzeitung wahrzunehmen mir einbilde, und ich sehne mich nach dem meer und den grossen kieseln unter den füssen und der luft, die nach pinien riecht am meer unterwegs auf dem sentier des douaniers, nach dem  haus der eileen gray auf den felsen und  vor allem nach dem expresso auf der esplanade vor dem Cocteau museum.

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der regen hält mich, denn ich könnte überall hin, wenn ich wollte.  die melodie über dem dachgebälk in meinem retranchement wischt das fernweh in die regenrinne.

bevor mein blick an der  letzen davos meldung angelangt ist, hat sich  in vorauseilender ahnung meine hand, die eben noch zur café tasse greifen wollte, auf namen und bilder gelegt, von denen ich heute bei diesem regen bestimmt nichts wissen will. nur rechts unten auf der seite kriege ich noch mit, dass dunkelgraue wintermäntel in davos angesagt sind. doch das erhascht mein blick nur nebenbei, während die zeitung wie von selber zusammen gefaltet an die tischseite rutscht.

soviel futiltäten auf zeitungspapier für den tag, für den augenblick zwischen dem ersten schluck café und dem zweiten, erstaunen mich doch heute morgen, keine eigenständigen betrachtungen, stelle ich fest, nur nichtssagende meldungen von agenturen, darunter  himmelschreiend teilnahmslose sätze über den vernichtungskrieg gegen die Kurden / so eine sauerei / höre ich mich ausrufen und die katze, die mir um die beine strich, ergreift erschrocken die flucht, nur im kulturteil erwachen die geister, doch weh tut das niemand und im wirtschaftsteil wird wie jeden tag der  wahnsinn zur normalität erhoben.

abbestellen, denke ich, sofort abbestellen.

wenn nicht die todesanzeigen wären, die ich jeden morgen eingehend betrachte, weil so jeden morgen die verrückt gewordenen dinge der welt an ihren platz zurück kehren.

Gestern abend habe ich das schwarze bändchen in der rechten oberen ecke des  porträts von marie z. entfernt.

In der gesellschaft von menschen fühle ich mich schnell allein; lieber gehe ich dann nach oben in meine klause unter dem dach und höre andächtig dem regen zu.

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