niemand zwingt dich zu einer einmischung, sage ich mir, keiner wartet auf deine meinung. und muss das sein, es ist ein minenfeld, mein lieber, und das politisch correcte liegt dir sowieso nicht.
andererseits, so sage ich mir, die debatte ist nun einmal richtig zu uns herüber geschwappt und ich gebe es gerne zu, ich nehme das mit grosser befriedigung zur kenntnis.
das breitbeinige beim ausbreiten der eigenen meinung, das überlegene beiseite wischen des andern als person durch die entsprechenden attribute / das sind ja nur… / und das wort feministin ausgespuckt wie unverdauliches gewöll, das dröhnende lachen, das den ganzen raum für sich besetzt, die verächtliche bemerkung von fussnotenlänge, wenn eine frau es wagte, ihre texte zu publizieren, während das eigene gedicht verschämt in der lade blieb, der herrenwitz assortiert mit dem gewissen griff in den schritt, der zug um mund und augen und der ausgestreckte arm, hier kommt die macht und lässt die puppen tanzen, kurzum die ganze aufdringlich inszenierte männlichkeit, war mir seit je nicht nur zuwider, weil sie so selbstverständlich daher kam, so ungeniert.

es lag daran, weil in dem ganzen lärm der zweifel sich regte, denn wer sich seiner sache sicher ist, der braucht weder gedröhn noch übertreibung.
es lag auch an dem folgenden: der siegesgewisse umgang mit frauen, das gesamte eroberungsvokabular / frauen wie burgen und das steht mir zu: unwiderstehlich bin ich sowieso / war nicht raffiniert, nicht elegant: das ungehobelte gab sich als verführung aus / man machte ihr den hof und nahm sich was heraus.
inzwischen lass ich mich belehren, der raffinierte übergriff und missbrauch ist auch nicht besser, falls es ihn gibt.
vor allem aber: die intelligenz, die ganze welten zu beherrschen glaubte, schaute nicht auf sich und übersah sehr gern die schäbigkeit des nicht hinterfragten.
wer nicht so war wie sie, die wahren männer, auf dem trampelte man herum. auch das verstand sich von selber. machte die witze, die dem andern die berechtigung absprachen, nicht so zu sein wie sie, und zog jemand gar die gesellschaft der frauen vor, dann war er bestenfalls ein muhmentröster und weibisch sowieso.
was wunder, wenn in der schule dann in dem gewissen alter, wo man sich seine identität zusammen sucht, die unwahren männer, die transgender, schwulen, queers und alle interessanteren varianten des menschseins, das verlachte jenseits ausmachten, das ein wahrer mann bei strafe nicht zu betreten hat.
wenn mir zu allem überfluss der gros dégueulasse von Reiser einfällt, so liegt das einzig am festival de la bande dessinée von Angoulême.
ehrlich, ich habe unter dem diktat des wahren mannes gelitten wie die sau. ich habe das getue totlächerlich gefunden und innen drin hat alles sich dagegen gesperrt. und wenn ich es nachzumachen versuchte, hat es sich falsch angefühlt. was mobbing ist, hab ich gelernt, als es den begriff noch gar nicht gab.
als ich Marie z. kennen lernte, kam ich nachhause.