natürlich gehe ich durch die strassen der stadt und kenne mich aus, es ist meine stadt, hier lebe ich – meistens, wenn ich nicht untertauche in meiner höhle im berg, ein haus der träume.
ich weiss, wie die leute hier reden, ich verstehe die sprache, bin den klang gewöhnt und doch: verstehen wir uns wirklich. dieselbe sprache zu reden, genügt nicht, das reichte nicht einmal gestern. heute halten mich solide gedanken, in denen ich mit andern zuhause bin. je vielfältiger sie buchstabiert werden, desto besser und farbiger. natürlich ist es schön, wenn alles zusammen kommt, wenn in der vertrauten lokalen sprache komplizen sich treffen.
sonst wäre ich ganz fremd hier. das auskennen reicht nicht mehr. das könnte ich auch von anderen städten sagen, in denen ich bloss gast bin.
eines tages bin ich aus einem traum aufgewacht. ich hatte mich in meinen stadtgewohnheiten eingerichtet, erzählte mir die alten geschichten, wie sie ist und angeblich immer war, machte mir vor, ich kenne mich aus, weil die wege durch meinen bilderraum führen. als ich die augen aufschlug, war ich in einer fremden stadt.
ich rede mir das nicht ein, ich rede von meinem gefühl.
immerhin ist sie nun polyglott und hat viele gesichter, die ich wenigstens flüchtig ansehe, wenn ich meiner wege gehe. sie ist unruhig, eine mir fremde ungeduld, sie steht unter hochspannung und wuchert hektisch nach allen seiten.
anfangs dachte ich, es liegt an mir, ich bin über nacht zum antimodernisten mutiert, sagte ich mir, und der fortschritt lässt sich nicht aufhalten. was man sich so alles sagt, wenn man aus dem vertrauten heraus geworfen ist. man hört, den alten geht es zu schnell und sie werden abgehängt, dumm gelaufen. aber das ist es nicht, ich bin noch nicht lahm, laufe nach wie vor gerne durch die strassen der stadt und schaue. ich fühle mich nicht überholt, weil ich mich in eine andere richtung bewege. manches schnelle, das mir unterkommt, ist bloss hektischer leerlauf, das schnelle geld, das süchtige zocken um immer mehr, man kann sich kein leben davon kaufen und die todesangst steigt.
fremd ist mir genau das. der ersatz, der sich nun installiert. die monokultur, die schon auf entferntere viertel übergreift, das glatte über der leere.
fremdheit ist keines von den schnellen gefühlen, die gehen schon kaum sind sie gekommen. es ist beharrlich, habe ich einen fuss vor die tür gesetzt, ist es da.
ich weiss jetzt, warum ich so gerne am bahnhof flaniere. manchmal singt melusina, wenn überhaupt, dann noch dort.