ist mir fast zu intim

man geht gar nicht so weit und denkt ungeheuer wichtige sachen.

morgens beim erwachen, du hast die augen noch gar nicht aufgemacht, ich meine, nichts gesehen, fast nichts gehört, also: ganz innen drin, irgendwo ganz anders und dort wird dir auf einmal bewusst, es tut weh, wie du dich sehnst nach ihrer haut, ihrem körper frühmorgens im halbschlaf und dir fallen keine erinnerungen ein, der körper, die haut erinnert sich von alleine, du tust gar nichts, du liegst bloss da und es schmerzt von oben bis unten hin, du liegst ganz still da und spürst nur das, alles fehlende spürst du.

nun könntest du denken, in dem fehlen ist sie, aber das ist dir schon zu weit gegriffen, du begnügst dich mit der abwesenheit, sie ist ein freund, ein feind, es tut gut, dass der körper so denkt vor sich hin und du musst nichts hinzufügen ausser dem wort sehnsucht und pein vielleicht, die trauer betrifft nicht irgendwelche gedanken über beziehung gar liebe, der körper weiss, da waren hände, eine andere war da und sie war fremd und sie war nah und sie fühlte sich so an, genauso und du liegst fast atemlos da und willst die augen erst gar nicht wieder auftun, nur das willst du spüren, diese schmerzende haut, diese wunde verlassene fläche und dieser plötzliche stechende schmerz im kopf, wenn von überall her die gleiche botschaft eintrifft, sie ist fort, aber es ist noch eine ahnung da, wie es war,  eine sehr genaue, dort hat sie dich so berührt und du sie …dass sie dich überhaupt berührt hat, dass du sie … diese art erinnerung ist ein lassen, sie füllt dich auf, als seist du leer gewesen bisher, sie pfählt dich und du gibst dich ihr hin, ein glühender schmerz und darin keine vergangenheit…

nach der lektüre gestern abend, keinen grösseren kontrast könntest du dir vorstellen, nach dem gefühl, das du kriegtest beim lesen, was ist das für einer, der das geschrieben hat, du kannst nichts dafür, aber das bild ist allmählich antstanden, von alleine, von einem versteckspiel, einem zusammenbrechenden rollenbild, eine lautlose, fast unmerkliche dekonstruktion, das robust männliche als schutzschild zerbröselt vor deinen augen, auch das ein fake, ein fast heroisches, der mann, das unbekannte wesen?, fast ist mir das zu nah, zu forsch, fast ist es mir peinlich, dass ich so einen seltsamen eindruck nach der lektüre habe, einen körperlichen, was mir nun erst aufgeht, nachdem diese buchmenschen mir dermassen auf den leib gerückt sind, nur kaputte typen (nicht unsympathisch) denke ich, eine verrückte ordnung im durcheinander, ein widerstandsnest, ein anarchisches, der mann in der krise, aber kein ordentliches lektorat.

was ich dem hoch anrechne, in der art, wie er den gesellschaftlichen zustand zerlegt in seinem erzählen (nicht überall, wie gesagt das lektorat, aber auf weiten strecken ein grosser und manchmal sehr feiner genuss), wie unter dem ansturm der tiraden (ein trommelfeuer sui generis) die fassade auseinander bricht und das elend sich knall auf fall zeigt, wird ein anderes land sichtbar, gegen alle wahrscheinlichkeit, alleine in dem blick, sage ich mir, erscheint eine alternative.

MINOLTA DIGITAL CAMERA

Ein Gedanke zu “ist mir fast zu intim

  1. Kann dich gut verstehen…geht mir genauso .
    Als mein Hausarzt mich sah, verfrachtete er mich per Ambulanz in die diensttuende Klinik auf Kirchberg, wo ich seit 2 Tagen bin….es ist diese Leere, diese Abwesenheit von Teilen, Lachen, Leben..

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