kleines stadtgebet

 

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die tiefe des sommerlochs ist erreicht, am zwetschgenbaum prangen blauviolette früchte, im obstgarten nebenan fallen die äpfel von den bäumen, nachts bellen hunde (hat man sie im garten allein gelassen), ich mache holz für die kälteren tage (sägen und spalten, beim manövrieren mit der schubkarre falle ich hinten über den holzstapel und da beim spalten die axt neben mein bein springt, nehme ich das als zeichen, es genug sein zu lassen.).

gestern bei meinem kurzen ausflug am bahnhof wird mir klar, das ist mein liebstes stadtviertel, wegen der vielfalt, dem reichtum an gesichtern und typen, unter all den schrägen vögeln fällt ein weiterer nicht auf, im übrigen sind die kleinkriege, die hier geführt werden, längst verloren und als ich an drei tollen frauen vorbei gehe (so lebendig, so frech sehen sie aus, anna selbdritt), bete ich inständig, dass die gentrifizierung scheitern möge, wenigstens noch einige jahre aufgehalten wird, ich mag keine gesäuberte stadt, ich mag es, wenn wenigstens noch einige stellen schrill und schräg und quirlig und vital sind, kein fader kurs in die einförmigkeit.  und die vielfalt dann im bus, die halbe welt auf so wenig platz und die ausstrahlung all dieser menschen, wenn noch irgendwo, dann hier, die anbetung, aber diskret und verhalten. am liebsten gehe ich unter den leuten am bahnhof, stehe mit ihnen im postamt an, warte an ampeln, überquere auch mal die strasse bei rot, ich kann mir nicht helfen, hier hat melusina das singen noch nicht verlernt und ich gehe beschwingter.

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