die suche nach einem einstieg in sowas wie ein tagebuch, tägliche befindlichkeit, aber dann die frage, was soll das.
gefühlslage schwankend. wie die zahlen. heute morgen.
ich habe kurz nach dem aufstehn einen bericht über die lage in Bergamo gelesen.
irritierend das gewoge von meinungen, statements und „es fehlt an evidenz“. der zusammenhang von ökologischer verheerung und viralen überfällen.
mir geht die wortmunition aus, was bleibt noch zu sagen: ich sage mir, bleib zuhause. schreiben als tägliche (meditative) übung.
musik hören: ebenfalls. lesen. reden.
die explosive kraft des japanischen kirschbaums: rosarote tupfer in der leichten brise am morgen. ein autogeräusch als störung. taubengurren. de poufank schléit.
die stunde der wichtigtuer geht zu ende.
der ton der debatten verschiebt sich, ins leichter irritabile, ja, aggressive und bei andern verflattert das denken, verliert seine konturen, franst aus, war noch nie fest und klar, das zeigt sich jetzt.
dass eine art kritischen misstrauens noch immer und gerade jetzt angebracht ist, aber dass der mangel an evidenz manche in denksümpfe (ver)führt.
es gibt rätsel. ungeklärtes. punkt.
hofft man vergeblich, dass nun das grosse nach – denken erfolgt, das epimetheische „besser spät als nie“?
ist kritik noch erlaubt? ist die zeit der kopfnicker gekommen? darf man jetzt nur noch zustimmen?
ich kriege den aktuellen zustand am besten zu fassen, wenn in filmen oder reklamen leute sich umarmen, hände geschüttelt und waren angepriesen werden, darunter reisen, autofahrten und geräte, deren zweck einem zunehmend rätselhaft vorkommt.
es ist nicht ganz still, aber die technischen geräusche stechen auffallend heraus.
das café trinken als fast einzige überlebende gewohnheit.
ich verordne mir nur noch eine liveticker séance pro tag.
(gestern daran gehangen wie am tropf, zahlen als offenbarung wovon, die botschaft klingt orakelhaft. der experte sagt, es sind fünfmal mehr, aber wieviele es sind, das weiss er nicht, es könnten mehr sein, sagt er. hoffentlich nicht. sagt er. sagt der andere experte auch. sage ich.)
ich stelle bei mir mehr gemeinsinn und mehr egoismus fest, als ich vermutet habe.
kann man zugleich dinge tun wegen sich und den andern?
aus einsicht?
ich entdecke in meiner fürsorglichkeit mein bedürfnis fürsorglich zu sein.
ich gebe zu, es ist egoistisch.
es tut gut, sich um jemand zu sorgen.
heute morgen die leerstelle gefühlt: mein zynismus ist abgereist.
ich habe meine tote vor mehreren tagen um rat gebeten, ich habe den zweifel herzlich eingeladen, ich habe nach kräftiger erschütterung meiner entscheidungsfestigkeit gerufen, ich habe im traum darauf gewartet, ich war auf alles gefasst, zum beispiel auf eine längere klausur, klosterhaftes allein. aber morgens war der willen unerschüttert.
der schub einer festen entscheidung.
schon ein paar tage vor dem ausnahmezustand höre ich mich sagen, wenn es soweit ist, ziehst du zu mir oder ich zu dir.
danach kamen die zweifel. danach die entscheidung.
das erleben von unausweichlichkeit. wie ein ruck. erkenntnisklarheit. deutliches denken. fester boden unter den füssen.
ich bin (vorläufig, aber was heisst heute schon vorläufig) umgezogen und schaue gerade auf gärten, bäume und fernere häusersilhouetten, dahinter eine dunkle waldlinie, die sonne scheint, unten im haus vertraute schritte, alltagsgeräusche. ein deutlicher bezug.
was schön ist, ich weiss nicht, was daraus wird.
im risiko ein weiteres risiko: eine neue lebensform.