erwarten wir sie?

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foto M. Langlotz

wenn ich versuche, etwas ganz besonders zu sagen, etwas ganz besonderes besonders zu formulieren, fliegen die wörter davon, in wirklichkeit habe ich bedenken, angst habe ich keine, ich bin im aufbruch, die koffer gepackt, die schuhe für jede gelegenheit, ich sehe mich unterwegs zu einem felsigen strand, das geflimmer des lichts auf dem wasser, die bucht aller möglichkeiten und das meer früh am morgen, bevor man hinein taucht und anschliessend zieht man sich an und geht weg, bevor der ansturm kommt. man installiert sich in hängematten, horcht auf die zikaden, die olivenbäume schimmern silbern, der rasen ist braun, der horizont weit, von dort drüben kommen sie und fordern unsere wirkliche gesinnung heraus, wie an der grenze.

manchmal denke ich, hier wohnt marie im geheimen und schickt mir botschaften von meer und gebirge. hier verdichtet sich erinnerung so sehr, dass sie herum geht und wir reden über das alltägliche. am anfang dachte ich, (ist der tod in wirklichkeit ein anfang), es ist das wesentliche, das fehlt, unser reden über die konfiguration der welt, über finanzpolitischen wahnsinn,  das leben nach dem tod und die wiederkehr, nun muss ich mir eingestehn, es ist das alltägliche, die ganz praktischen dinge und das aneinander vorbei gleiten, unter einer tür treffen wir zusammen und ich umarme marie, ich küsse sie auf den hals, ich berühre sie… (wo genau, das ginge jetzt hier zu weit). zufällig beim zubereiten eines gemüses, zucchini, auberginen, poivrons? reicht sie mir ein gerät, ich streife ihre hand mit meiner oder sie schaut mich zweifelnd an, ich habe gar nichts darüber gesagt, wer ich in wirklichkeit bin, aber sie weiss es nun sowieso, ich bin, was einordnungen anbelangt, ein unsicherer kantonist, ich mag feigen, äpfel und pfirsiche gleichermassen.

marie lacht, marie ist ernst, marie war manchmal unendlich traurig und manchmal konnte ich sie trösten und manchmal nicht; bevor ein mensch ganz zerbricht, muss man ihm schon heftig zusetzen. wir waren zäh in unserer robusten zuneigung, das scheint mir übrigens der adäquatere begriff für die befristete verbindung von menschen. und über den tod hinaus? ich muss zugeben, ich fühle mich stärker zugeneigt als je, stärker verbunden. erinnerung hat damit gar nichts zu tun.

abends sitze ich am meer und horche hinaus (ich sehe mich so), über den horizont hinein in die länder des südens, wo sie gerade ihre bündel packen und sich aufmachen. erwarten wir sie?

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