ES GIBT NOCH: dies und jenes zu tun, wie rechnungen bezahlen, aufräumen und in den garten gehn, wie katzen füttern und sträucher schneiden, wie morgens aufstehn und in den spiegel schaun. aber es gibt keinen zusammenhang, keinen gefühlten und keinen gedachten. Oder soll ich sagen, das ist mein leben, wenn ich über die strasse geh, wenn ich freundlich grüsse, wenn ich die zähne putze: über diese besonderheiten komme ich nicht hinaus.
Ich sage ja nicht, das ist mein alltag und dort, etwas ferner, gibt es den bedeutenden hintergrund.
Natürlich gibt es die weitere umgebung, ich höre sehr wohl die geräusche der autobahn, von fern, von sehr fern, natürlich gelangen die todesnachrichten in meine klause, und selbstverständlich bekomme ich – täglich – allerhand nachrichten von bedrohlichen vorgängen, wandlungen, strukturellen untaten und es lässt mich keineswegs kalt, wenn ich frohere botschaften vernehme.
Und irgendeine Erklärung, und sei sie noch so mau oder halbherzig, fällt mir auch immer ein und ich greife schon noch nach der weiteren orientierung.
Aber ich kann den zusammenhang nicht spüren, mir fällt alles auseinander in dieses oder jenes, wovon café kochen noch am meisten sinn macht oder wörter suchen für meine verquere verfassung:
Also subjektiv heraus gefallen aus einem, naja, ich schreibs mit widersträubender tastatur, aus sinn, aus meaning und tieferer bedeutung.
Aber das ist es nicht allein, der objektive sinn: so in etwa, das ist das leben, es will gelebt werden, vom gierigen gen wollen wir hier schweigen, ist auch nur so eine halbgare floskel, am frühen morgen, wenn ich mein verstreutes mühsam zusammenklaube, wenn die frage mich ungehobelt anrempelt, was mache ich hier, entlockt sie mir nicht einmal ein angewidertes ha!
Und im grunde, 19 monate nach ihrem tod und zu ihrem 65. Geburtstag, ist es noch immer die gleiche lapidare feststellung, sie ist nicht mehr da. und die so entstandene leere fülle ich durch nichts auf, das mehr bedeutung hätte, als in den garten schaun:
Und vielleicht ist das ja gerade die heilsame reduktion auf das wesentliche.
Und was bin ich, in alldem, so mitten in klimawandel, massshootings und stadtstrassen animation: ein alter, in den garten starrender fatzke, der soeben café kocht.
Aber die dinge in ihrem herzen sind seltsam leer.
Und weil ich weiss, wie sie laufen, die dinge, bin ich’s wohl selber.