
das rätselhafte geräusch des regens auf dem dach, es ist wie – und für einen augenblick vergesse ich, dass es regen ist und bin nur noch ein lauschen – es ist tatsächlich ein KNistern, ein anhaltendes elektrisches knISTern.
das versetzt einen wohin?
in so etwas wie zeitlosigkeit? so hat es immer schon geregnet, so hat es sich immer schon angehört und manchmal war es auch nur ein sachtes trommeln in der nacht, ein rauschen und die frische davon wehte durch das geöffnete fenster herein.
meine älteste enkelin ist zehn geworden. wie war das, als meine tochter zehn wurde und ihre brüder, wie war das, als ich zehn war, als meine schwestern zehn wurden.
manchmal scheint es, als sei der regen das verbindende, sein knistern, dachtrommeln und rauschen führt überall hin. erinnerung ist ein raum und das älteste ist auch das fernste.
wenn es regnet wird nach und nach ein leben sichtbar. enfin als empfindung, als läge es vor mir als panorama, das man begehen kann.
bist du zufrieden, heisst es dann.
und ich: manches jagt mir noch jetzt einen schrecken ein. manches ist gelungen, manches nicht, im ganzen ist es gemacht wie ein werk, ein kunstwerk, nur: von wem und wie kam es zustande und woher kam die gestalterische kraft. zwar gibt es einen, der ich sagt, er ist allerdings mehr ein zusammenschauer, ein überschauer als sonstwas, das subjekt des handelns liegt in den beziehungen, in dem dazwischen. so scheint es mir.
wieviel freiheit, wieviel notwendigkeit liegt in dem werk.
jüngst habe ich an das fürchterlich deterministische Andorra von Max Frisch denken müssen. denn Andri, der Protagonist ist mir in gestalt eines jungen Mannes begegnet, der nicht stühle herstellt, sondern dächer in form bringt und erzählte, er habe kürzlicht in Cl., im norden des landes gearbeitet und den Satz zu hören bekommen: „nous, on ne travaille pas avec les houere judd“. seither verstecke er den sternanhänger, aber unterschreiben tue er immer noch: Rozenblum.
während ich das niederschreibe, denn dieser satz war die motivation der heutigen übung, spielt Ivo Pogorelich Beethoven, die Sonate 24 in f-sharp major op. 78.
ein starker trost, der gegen den satz nicht ankommt. nichts wischt den weg.
an solchen tagen wünsche ich mir angesichts des erwähnten panoramas, ich hätte mehr bewirken können. zumindest mehr mithelfen können, damit solche sätze wie der oben nicht mehr möglich sind.