das gerede hört auf

jegliches? nein, das gerede über dinge, von denen du und ich keine ahnung haben. und das wäre? das meiste. auch das sogenannte filosofische, das sogenannte spirituelle.

die weissen rosen am grab leuchten noch am späten vormittag gegen fünf, wenn die dämmerung langsam beginnt.

ich mag den friedhof, weil er voller bäume ist. die mit dunklem marmor belegten gräber finde ich hässlich: die toten brauchen eine leichte decke. woher ich das weiss? das gefühl sagt es mir.

das gefühl also bleibt? hat weiter seine gültigkeit?

025-1
Karl Ballmer

mit wem rede ich? wer fragt und wer antwortet? jedenfalls oder überhaupt: nicht die leichten, schwankenden, hoch schiessenden und schnell verglühenden gefühle, nein die dauerhafteren, die, wenn du in dich hinein hörst, nach spürst, noch immer da sind. also diese art von gefühl.

und in diesem gefühl, in dem ganzen sensorium, das mir zur Verfügung steht, empfinde ich etwas zusätzliches, etwas ganz neues, etwas, was vorher nicht da war, es umgibt mich, selbst wenn ich mich allein fühle, es schwimmt durch mich hindurch und um mich herum, es ist wohlwollend, es hat keinen namen, aber es erinnert an schon vorher vorhandenes, da allerdings war es ein mensch, der neben mir ging, sechsunddreissig jahre lang. es ist das und ist es doch nicht.

heute habe ich ihre fotosammlung auf dem ipad angeschaut und bin auf zwei fotos gestossen, rezente, die überdeutlich von der krankheit reden. ich habe sie gelöscht.

das bild, das mir geblieben ist, begann zu leuchten – in meinem gefühl, in dem prekärsten, was ich habe und gleichzeitig nicht haben kann. du fragst nach details und genau das kann man nicht haben, das gefühl, das ich meine, entzieht sich dieser sucht nach details.

wolken kommen dem nahe, was ich meine, ein kalter wind auch, ein regenguss im grauen winter, ein krähengekrächze, eine vorbei streifende katze …

 

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