gerede an der schreibblockade vorbei

der erste satz sagt mir, hier ist eine sackgasse. und schon stürme ich hinein. mauern und zäune schrecken mich nicht. ich errichte welche mit wörtern und reisse sie wieder ein. wenn der letzte satz nicht stimmt, fällt der ganze text.

wenn es kein gang ins noch nicht gewusste ist, lohnt sich kein einziger schritt, kein wort stimmt dann. meinetwegen füllt mein unbewusstes die leerstellen und ich verrate mich gerade dort, wo ich mich verberge.

und trotzdem fahnde ich nach meinem nächsten versteck. ich rede angeblich über mich, weil ich das wort „ich“ und „mein“ recht häufig einsetze. dabei ist gerade diese setzung höchst windig, in wirklichkeit geht die rede von empfindungen, von gesten, von bewegungen, die ich in der nähe registriere, das dazu gehörende ich ist meist nicht auf meinem schirm.

warum ich dieses belanglose herumreden aufschreibe? es ist neuerdings angesagt, die schreibblockade schreibend zu beschwören, bis sie sich kampflos ergibt. mein schreiben ist eine einzige kapitulation vor der indiskretion, ich plaudere aus dem nähkästchen, aber mehr noch von einem ort, an dem es gefühlsturbulenzen gibt, die sich durch wörter beruhigen lassen, zufällig scheine ich dieser ort selber zu sein, aber die unterscheidungen machen mir zu schaffen, denn der ort ist so gross, wie denken, fühlen und wahrnehmen überhaupt hinreichen, gar nicht zu reden vom ertasten der zugehörigen texturen, vom riechen und schmecken der weltanteile, die einverleibt werden.

Das bild im hintergrund: Edgar Kohn

schon beim hinschreiben des wortes körper gerate ich ins schleudern und noch mehr bei den attributen, die ich tagtäglich verwende so wie „mein“ in der formel „mein körper“ oder „seiner“ (über den ich nicht streiten will, ob er einen besitzer hat). mir scheint das immer mehr eine anmassung, vom körper zu reden wie von einer beliebigen akquisition. unter der rubrik „mein“ verstehe ich etwas anderes und das andere hat die eigenschaft, mich ins staunen zu versetzen. ich rechne damit auf diesem wege vielleicht doch noch ein ich zu werden.

die letzte frontier ist gewiss nicht draussen im raum, die letzte raumgrenze, die ich so selbstverständlich als besitzer für mich beanspruche, ist der körper und vom besitz daran reden wir besser später einmal.

weswegen, ich sage es meinen star treck bekannten wirklich sehr ungern, der weltraumeroberungstraum ist ein typischer wahn, weg von sich, immer weiter weg ins aussen und am nahen geheimnis vorbei, dem angeblich entzauberten, man stösst vor ins unendliche, stürmt ein unbekanntes am andern, das leben befindet sich irgendwo da draussen und hier beginnt es zu sterben.

habe ich das wort bewusstsein heute schon gebraucht?

2 Gedanken zu “gerede an der schreibblockade vorbei

  1. hi
    bekomme jetzt deine blogs angezeigt.
    du wirst immer präziser mit deinen aussagen.
    wahrscheinlich ist das hilfreich zum wahrnehmen.
    meine methode bei trouble ist
    anschauen bis zur vergasung.
    empathisch n marshall
    ohne emotionen und nachdenken
    und dann passiert unerwartet etwas
    der trouble verschwindet
    als ob er nie dagewesen wäre
    aber nur einen moment lang
    der stunden selten tage andauern
    kann.
    das trifft nur auf mich zu.
    du willst vielleicht garnicht vergessen.
    aber für mich ist es wie eine meditation. nicht angenehm aber hilfreich.
    gustav adolf wurde drei jahre mumiziert von seiner frau im nebenzimmer aufbewahrt und dann erst begraben.

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    1. hi

      es ist auch ein ringen darum, dass es in dem empathischen raum sein darf, ich bekämpfe es, leiste widerstand und das geht natürlich schief. anschauen, ja, nur ist es manchmal zu peinvoll, wenn ich in der leeren stelle sie erblicke, sie feht mir. und dann befrage ich meine sätze. ist es wahr, absolut wahr? und dann stosse ich auf die variante, dass ich mir fehle, dass ich mich im stich lasse, wenn ich kämpfe, statt es sein zu lassen und den schmerz auszuhalten, obwohl: man kann sich auch einrichten darin, ihn zum vorwand nehmen. immerhin, wenn ich schreibe, lebe ich auf, werde ich für mich selber interessant: was wird sich zeigen, ich bin selber gespannt und darum ordnen sich die dinge nun friedvoller. langsam finde ich mich damit ab, dass ich sie nicht ersetzen kann, sondern dass nun wie auch immer etwas neues beginnt.

      ich mumifiziere sie nicht und bewahre sie nicht auf, sie entfernt sich im raum und ist gegenwärtig, wenn auch in verwandelter form und darin leuchtet das vergangene leben mit ihr. da sie physisch nicht mehr anwesend ist, verblasst sie oder beginnt, sich zu entziehen, ich muss auf ihr porträt schauen, um sie deutlich zu erinnern. und glaube mir, dieses werk der zeit und die arbeit des vergessens in mir ist auch schmerzlich: eben war sie doch noch da und nun, was ist nun… ich beginne mich einzurichten in einem neuen leben.
      „du willst vielleicht gar nicht vergessen.“ etwas in mir vergisst, fühlt sich dem jetzt verpflichtet, freut sich und ehrt sie so, etwas anderes wehrt sich dagegen: das darf doch nicht schon vorbei sein und welchen sinn hätte das. es ist wohl wahr, dass ich noch eine zeitlang für mich leben soll in einem anderen leben: woher ich diese wahrheitsgewissheit habe? weil es so ist. und gegen das vorhandene zu resistieren kostet jegliche freude. so wie wir immer redeten, war/ ist das gewiss nicht ihr wunsch. was aber zählt: ist es meiner? ich nähere mich der frage in sehr grosser geschwindigkeit. und die antwort ist schon erfolgt.

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