diese erlaubnis eines eigenen lebens

manchmal fühle ich mich verfolgt, wörter und sätze scheuchen mich aus meinem versteck, meiner ruheecke und werden ungemütlich. ich lasse mich auf solche drohungen nicht ein, nun werden sie frech und unverschämt, versuchen den schrecken an die wand zu malen, treiben mich in die ecke und ich will doch nur meine ruhe haben. krawallmacher, sage ich dann und, eine zumutung. ich lasse mich von solchen gesellen nicht erpressen, so grummele ich und bewege mich schon eilig auf den tisch zu (die frage ist an welchen, ich habe drei zur auswahl, je nach stimmung und verfassung. diesmal bleibe ich sitzen, aus trotz und überhaupt, hänge weiter auf dem sofa herum und bequeme mich zu nichts; ich stelle fest, die tastatur des laptops sieht vermüllt aus, das mauspad klebt, aus dem haus dringen seltsame geräusche auf mich ein und draussen krächzt eine rabenkrähe, fährt ein auto in den sonnabend und der himmel leuchtet hellblau und hellbraun, dann wird es still und ich zögere noch immer, dem wortdrang nachzugeben und habe es visiblement schon getan).

es war ein schuss vor den bug, ich setze zur  eindeutigen definition der sache die erste suchseite her, nein, nicht google, duckduckgo, es ist die letzte warnung also und die aufforderung zur bedingungslosen kapitulation. herrje, sagt man da, mein lieber, und was ist geschehn.

ich habe mails gekriegt und ich war unterwegs in eine eindeutige richtung, da bin ich sofort umgekehrt, habe mir einen höheren standort gesucht und da gesessen, wie heute an der springfontäne im stadtpark vor dem schilfwall sass ich da und habe ins licht geblinzt und mich gut gefühlt und nun dies: einkehr und heftig, auf der ferse kehrt gemacht, umgedreht.

seither sitze ich da und gehe in mich und selbst, wenn ich gehe, bin ich in mich gekehrt.

also? eine alte freundin hat geschrieben und mich mit dem folgenden satz erwischt (während eine andere meinte, sie vermisse in meinem geschreibe die dankbarkeit und ein freund meinte, es werde grauer, nicht das klima, das auch, sondern mein blog oder meine mails):

„(ich weiss nicht, ob ich das hier sagen/fragen darf, frage trotzdem, weil es mir unendlich wichtig erscheint: für mein empfinden ist es so, als ob du mit marie durch marie hindurch gehen würdest. wohin???? )“

sie ist sehr vorsichtig, die freundin, sie klammert das ein und dann erst die fragezeichen, die frage, ob sie fragen darf, das hat mich in die falle gelockt und es sass.

es war ein schlag, seltsamerweise habe ich keinen widerstand geleistet, ich habe den satz sehr ernst genommen, denn mir schien, ich habe genau verstanden, was sie meinte, intuitiv, schlag-artig also.

kurz vorher hatte ich woanders gelesen, wirklichkeit erfahre man als begrenzung von aussen, durch den andern. im alltag.

ich war demnach vorgewarnt (ich glaube an synchronizitäten).

marie, so wie ich sie kannte/ so kenne ich sie, hätte es nicht genauer, präziser, treffender, umwerfender  sagen können: wohin reist du gerade, du benutzt mich, um dich hinein zu wühlen in einen fast unerträglichen schmerz und wenn ich etwas wollen könnte, dann wäre es dies, deine freude. stattdessen: du füllst dein dasein mit meiner abwesenheit, meiner halluzinierten, bloss bildlichen präsenz und vergisst – zu leben, zu sehen, zu fühlen, es gibt im unglück ein glück, eine freude neben dem schmerz.

ich habe tatsächlich in der stille diese rede gehört, diese aufforderung aufzuatmen, diese erlaubnis eines eigenen lebens.

demnach, so scheint es mir, kann ich als antwort geben auf das wohin der frage: bei mir, ich wache gerade auf, oh, es ist nicht eitel sonnenschein, aber immerhin ging ich schon beschwingter, durchquerte das tal, treppensteige diesseits und jenseits und durch stille strassen dem nächsten (guten) espresso zu, tatsächlich habe ich mich gefreut, an den rändern eine gewisse zurückhaltung, die scheint mir angemessen.

(dort, an diesem genauen punkt erlebe ich ihre reale präsenz.)

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