Your result Covid19 PCR: positive (24.03.2021, Ref. …, T. F.) Online access: covid19-test.lu – For questions please contact your family doctor

I
man sitzt etwas ratlos da und fragt, was ist in den letzten vierzehn tagen geschehen, man war da, aber woanders, jedenfalls nicht hier, nicht in dieser realität. dort waren die wälder anders, die wege sowieso, die berge, ein schleier von kaumgewusstwie über allem, man hat keine besonders konsistente substanz, man traut sich nicht einmal zu, ganz fest zu sein, man ist sehr wackelig, was die anwesenheit betrifft, man bewegt sich in landschaften, über die man keine festen angaben machen kann, es ist vor allem gefühlt hügeliges, es schwankt. die nächte sind wie andere tage, man ist ungefähr, jedenfalls nicht sehr deutlich. hat man fieber, schmeckt man etwas eisenartiges, riecht man noch, man will gar nicht erwachen, man kneift sich, aber das hilft auch nichts, man sagt sich, wenn ich erwache, dann finde ich wörter für den zustand, ausserhalb ist er, wie ausserhalb, farblos, geräuschlos, etwas wiederholt sich, man kriegt es nicht zu fassen, es gibt vor eine form zu haben, man sieht sogar andeutungen davon, aber wenn man sagen soll, wie sie waren, die formen, die einen bedrängt haben, dann weiss man es nicht.
manchmal erinnert man sich, wie es begonnen hat. da waren die symptome schon da, zerschlagenheit, zunehmende müdigkeit, am besten hinlegen, nicht essen, nicht viel, da hiess es, man sei positiv, sie sind positiv getestet worden, dann rief jemand an und stellte fragen, man gab noch leute an, mit denen man kurz zuvor zu tun hatte, es waren sehr wenige, man hat das noch als spiel empfunden anfangs, aber diesen anfang hat man schnell vegessen, man schleppte sich herum, war nicht ganz da, immer mit einem fuss woanders. in einer nebelhaften welt, in die der körper seltsame bilder hinein warf, die man nicht fassen kann, alles entzog sich ins unwirkliche, man dämmerte unter nebelhaften figuren und formen, alles löste sich schnell auf, entstand neu, obsessiv, quälend. manchmal erwachte man nass geschwitzt und brachte es gerade noch fertig sich umzuziehen. an manchen tagen stand man gar nicht auf, ass nichts, trank tee, schlürfte wasser, gelegentlich musste man husten. nichts dauerte lange, die zustände wechselten sich fiebrig ab, rasten, wurden sehr langsam. an einem tag war einem kotzübel, essen war irreal, man dachte gar nichts dazu.
manchmal fühlte man sich sehr allein. durch das fenster sah man die sonne und der strahlende forsythia des nachbargartens war ein trost und laute stimmen aus den gärten versicherten einem, da sind noch andere.
nichts ergab einen sinn, alles fühlte sich verkehrt an, nicht richtig, das dachte man, was stimmt hier nicht. man beklagte sich nicht, man unterzog sich dem, nolensvolens, es hörte nicht auf. ein paarmal setzte man sich in die sonne vor den leuchtend gelben busch und neben die lauten stimmen. der körper fühlte sich fremd an, ja, man schreckte davor zurück, die stoppeln im gesicht waren nur widerlich, die haut klebte eklig. als kenne man sich nicht. alles roch etwas süsslich, leicht metallen. man lag da und es gab keinen impuls etwas zu verändern, man wartete darauf, dass man vielleicht doch aufstehen würde, aber es dauerte sehr lange, bevor das geschah. plötzlich überraschend tat es sich, man war fast nicht drauf gefasst. das aufstehen und herumgehen war genauso sonderbar wie das liegenbleiben.
flüchtige lektüren, ein film von Tavernier mit Philippe Noiret und Sabine Azéma in den farben verwüsteter träume, „la vie et rien d’autre“. verdämmerte tage, wo war man, was dachte man, man wartete nicht einmal? man war en suspens…

II
es ist ein abtauchen. wortlos. jemand dreht den rücken und geht. wie hinter einer wand. un écran invisible mit einer art von fast greifbarer nichtanwesenheit. überhaupt nicht ganz anwesend, selbst beim schauen meilenweit entfernt, ein gefühl von distanz zu allem. kein wunsch genau hinzuschauen, flüchtiges sehen, meist inwärts gekehrt, selbst im augenblick deutlicherer präsenz.
leicht gequältes lächeln, sogar manchmal lachen über einen unmöglichen zustand. geschmacksverzerrungen, schiefer geruchssinn, überlagerungen von fremden. zerflatterte aufmerksamkeit, am liebsten reglos wo sitzen, gedankenfetzen driften vorbei, nichts sehr bedeutendes.
wenn lesen, dann ganz abtauchen in selbst oberflächlichstes, nachrichtenmässiges. ein gewisser dégôut vor der aktualität. lesen, aber kaum ernstnehmen. es perlt ab. es ist lächerlich. wortwolken zerstäubt. was für selbstinszenierungen. die leute: manövriermasse. der zustand draussen zunehmend grotesk, unhaltbar, aber er hält. noch immer die zahlen.
meist in sich gekehrt. entrückt. weit weg, abgereist und nun irgendwo, wolkenstrand, verwischtes baumgestreife, sonnenflecken, geahnte kälte, erfrorene frühlingsblumen, leichte trauer. schwäche in jeder geste, keine beschwerden beim treppensteigen, nur eine allgemeine müdigkeit. am liebsten in einem buch abtauchen, sich an wortlandschaften haltend, worte streichelnd. keine realität bitte, kein wunsch die tür aufzumachen und den park aufzuchen? kein schritt vor die tür, das haus als schützende höhle, halte mir die dinge vom leib, lass mich in ruhe, sage nichts, schweigen wir am besten.

III
abrücken, aber nicht freiwillig, alles ist weiter weg, man möchte hin, aber es gibt diese unsichtbare wand. dann ist man müde, will auch gar nichts wissen. trotzig. macht euren scheisskram, aber lasst mich raus. ich bin raus. erbittert lesen, in bruchstücken, was ist. aber was ist und was ist nur gerede, wortkram, liest man, sagt Goethe. man hält sich an handfestes. kein besonderer grund aufzustehen. auch dort: lasst mich in ruhe. unfreiwillig eingesponnen in einen cocon. man sieht übergenau die eigene unzulänglichkeit, die ichschwäche an zentraler stelle. als hätte man flügel, versucht man sich zu erheben und scheitert, etwas kläglich. warum nur ist man soweit entfernt, hat sich entfernt, wurde weggerückt. man ist ganz inwendig beschäftigt sich wieder aufzurichten. eine genesung, die gar kein ende nimmt. man ist nicht einmal nur körperlich angeschlagen, man ermüdet auch geistig sehr schnell. aber der wunsch oder die sehnsucht sich über die schwäche wenigstens im geist zu erheben. aber in welchen räumen/sphären befindet man sich nun. neblig trübe hochebene. schnelle verwandlungen, nirgendwo fest sein, wolkiges, es zieht sehr schnell…weg. manchmal ein ganz unwahrscheinliches glücksgefühl. erinnerungen aber auch an vernichtungsängste, verschwinden in ritzen und fallen. oder quälende kreisläufe nachts, halb körperlich halb bilder, eine wiederholungsmühle, crushed. zermahlen so das aufwachen. das naheliegende, das bett, der stuhl, ders essel, die wände halb durchsichtig, als ob, kein beschreibbares. als fliege man in alle richtungen davon.
Intermezzi von nüchterner wirklichkeit. man isst wieder, bereitet essen, geschmack und geruch noch immer verzerrt, der café ist ein bitteres gesöff, man trinkt ihn nur schlückchenweise wie zur erinnerung an ein rundes erlebnis auf zunge und gaumen. unangenehme synthetische geruchsanwandlungen, desinfektionsmittel den halben tag. die symptome waren nach zehn, zwölf tagen fast ganz weg, geblieben ist das gefühl einer entfernung von allem plus eine unbekannte schwäche, ein unwillen zu längerer bewegung: ich sitze, ich verschwinde in einer lektüre, am liebsten weit weg von dem aktuellen gerede, weit erhoben, eine landschaft, in der man schwebt, wörter tanzen, man geht dem einzelnen nach, hört klänge, farbnuancen von begriffen, hoffnung bestimmend. bleibt mir vom leibe mit euren pandemieobsessionen. es geht mir ganz am a…vorbei. jetzt weiss man, was angeödet heisst. ich möchte in keiner statistik als ziffer vorkommen. wo haben sie sich angesteckt. man hat kein gefühl von angestecktsein, man sieht keinen verdächtigen um die ecke huschen, den covid-anstecker, man denkt gar nicht in solchen kategorien, man will still sein, man regsitriert symptome, man horcht in sich hinein, staunt, ist unangenehm berührt, zuerst fieberte man, dann wollte man nichts mehr essen, essen war nun sehr weit weg, man lag da und drehte allem den rücken.
das sitzt noch jetzt in den gliedern.
was ist das für ein gefühl von unwirklichkeit? gottseidank ist man nun seit zwei tagen eingehüllt in regen, nachts liegt man wach und ist ganz ohr. man muss nichts tun. gelegentlich schaltet man auf praxisbetrieb, erledigt dies und das, es ist genau so fremd und entfernt wie alles andere, die strasse ist kampfgebiet, man wendet sich ab, wenn ein auto zu laut wird. man träumt, überall schiessen bäume aus dem boden und wachsen sehr schnell, die strasse ein wald, autos überwuchert von seltsamen blühenden gewächsen , befriedigt, befriedet, revanche auf asphaltgrau und blech.
keine gewissen erinnerungen: wie hat es angefangen, vage grippenartiges, zerschlagen, fiebrig, eher bilder, aber verwischt, ahnungen von formen, wirbel, wie energien, die aus einem heraustreten und man bleibt erschöpft zurück. anfälle eines schneidenden alleinseins, scharf, ja dies schon, sehr kantig schmerzlich ganz auf sich zurückgeworfen, mit sich konfrontiert, allein, keine geborgenheit in fiebrigen anfällen, kann man sein leben vertreten, fast so, wie ein inneres tribunal. später ist man wie verflogen, aufgelöst, .
langsam findet man jemand wieder, sammlung. da man doch immer wieder gelesen hat, taucht man auf in einem ganz und gar verrückten, was stimmt hier alles nicht. womit sind alle beschäftigt.
man denkt plötzlich, nach einem lese dégôut (über das neueste), ist ein neospiessertum imgange und anderswo verflüchtigung von welt und wirklichkeit in abstraktestem? aber kein halt. der blick fängt sich wieder im anblick von frühlingsblumen, gelb vor allem, blau auch und rot tulpiges, erstes zartes grün, segelflug von raben, gezirpe von rotkehlchen, schrilles von elstern und behäbig tauben im gras, wackelköpfig, das beruhigt, die welt ist noch da. am griff der anschaung, nichts machbares, nur wieder anwesend im schauen, im hören, aufatmen frische luft, kühl regennass. uff.
